Zwei Jahre ist es jetzt her, das wir Turckheim erreicht haben.

In einer Woche geht es endlich weiter!

Hier schon mal ein paar Worte vor dem Start.

Los geht es am Samstag 30.04.

Um 7.33 geht es mit dem Zug über Hagen, Köln, Freiburg bis nach Breisach, wo wir laut Fahrplan um 13 Uhr angekommen werden.

Mal sehen ob die DB mitspielt?*g*

Von dort schlagen wir uns irgendwie nach Colmar durch und dann weiter bis Turckheim.

Dort haben wir schon in einem kleinen Hotel ein Zimmer reserviert.

Vier ganze Wochen haben wir dann Zeit unserem Ziel näher zukommen.

Jawohl!

Vier Wochen Pilger bzw. Wanderurlaub ist auch neu für uns.

Ein direktes Ziel haben wir nicht, aber bis Cluny wäre schon toll.

Das sind so grob 400km und natürlich auch zu schaffen, aber es ist auch ein weiter Weg.

Wetter, Körper, eine schöne Stadt, ein toller Ort...

Es kann soviel passieren und wir lassen alles auf uns zukommen.

Also, fast alles.

Die ersten Tage auf dem Jakobsweg sind "geplant" oder besser gesagt die Übernachtungen sind gebucht.

Der Rucksack wird bestimmt wieder sehr voll, sehr schwer werden.

Schlafsack&Luftmatratze  sind wieder mit dabei, Zelt lassen wir wohl zu Hause.

Bei so einer langen Tour, werden wir bestimmt nicht immer eine Unterkunft finden oder eine lange Etappe bis zum Ende gehen.

Dementsprechend wird Gaskocher und Espressokanne auch wieder mit dabei sein.

Du wachst morgens auf, auf einer Waldlichtung, auf der Wiese eines freundlichen Landwirt, an einem kleinen Bach und trinkst erstmal einen schönen, heißen Kaffee!

Oder du bist 20km durch strömenden Regen gelatscht, es wird, dunkel, es wird kalt und du trinkst erstmal einen schönen, heißen Kaffee!

Wir nehmen Tor1! *gg*

Zweimal haben wir eine Nacht in einem Kloster gebucht, in Thann eine kirchliche Unterkunft und ein Hotelzimmer in Guebwiller.

 

Eventuell werde ich jeden Abend hier vom Tag berichten, habe ich zumindest vor.

Ein paar Fotos, etwas zum Weg, zum Tag, zum Essen oder ob das gebuchte Bett weich oder hart ist, die Dusche kalt oder heiß.

Und wenn ich keine Lust hatte, schaut euch einfach ne andere Tour an.*g*

Guckt einfach mal rein!

Also bis die Tage und für alle die schon unterwegs sind

Buen camino

Bonne route 

Kommentare: 9
  • #9

    Doris Böhnke (Dienstag, 31 Mai 2022 07:24)

    Guten morgen, immer wieder diese herrlichen Berichte und Bilder. So sehr wir froh sind, Dich nächste Woche wieder im Team zu haben, desto mehr wird uns die tolle Morgen- bzw. Abendlektüre fehlen.
    Viel Spass und Kilometer noch für die letzten Tage. LG

  • #8

    Mario (Sonntag, 22 Mai 2022 21:23)

    Danke schön und schön das ihr immer noch auf unser Tour "dabei" seid!!

  • #7

    Doris Böhnke (Sonntag, 22 Mai 2022 17:44)

    Nachtrag zu heute Mittag : erst mal gute Besserung für Sandras Füße ! Ich kann nur sagen „Hut ab „ klasse Leistung „ von Sandra ! Schön das Du Deine Frau lobst ! Echt Super Woman !!!! LG

  • #6

    Doris Böhnke (Sonntag, 22 Mai 2022 13:14)

    Wie immer herrliche Fotos - herrliche Sonntags Lektüre ! Wenn man manche kleinen Örtchen / Häuser sieht fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Liebe Grüße aus Witten

  • #5

    Mario (Dienstag, 10 Mai 2022 19:09)

    Schön das es dir auch gefällt.
    Ja, bis jetzt waren alle Franzosen nett und hilfsbereit.
    Selbst wenn sie nur französische Sprechen und merken das Sandra nicht so schnell versteht, wiederholen sie es und sprechen auch langsamer.
    Ob das jetzt daran liegt das wir hier mehr als ländlichen sind oder wir halt keine "normalen" Touristen sind..
    Ich weiß es auch nicht, aber solange das so bleibt sind wir zufrieden.
    Viel Spaß beim weiter lesen.

  • #4

    Georg Böhnke (Dienstag, 10 Mai 2022 15:10)

    Hallo Ihr beiden, erstmal vielen Dank für meine jetzt tägliche Lektüre, ja erst meistens abends spät.
    Das ist ja wirklich toll was ihr da erlebt und auch wirklich sehr unterhaltsam von Dir beschrieben.
    Diese herrlichen Landschaften und das bei ja doch meistens gutem Wetter bisher.
    Heute war ich aber am meisten beeindruckt davon, dass Du mit einem Vorurteil von mir
    endgültig aufgeräumt hast. Es gibt doch wirklich nette Franzosen, die dann auch noch Deutsch oder
    Englisch sprechen und das dann auch wirklich tun. Das habe ich leider schon anders erlebt, in Paris.
    Aber ich gaube auf dem Land sind die Leute anders und auf Wanderschaft sowieso.
    Ich wünsche euch noch viel Spaß, gutes Wetter und weiter viele nette Begegnungen.
    Liebe Grüße, Georg

  • #3

    Doris Böhnke (Samstag, 07 Mai 2022 10:58)

    Guten morgen ihr zwei. Hoffentlich habt ihr heute besseres Wetter. Die Bilder von Belfort finde ich sehr interressant. Gern würde ich in dem Laden "Zauberbecher" mal rumstöbern. Auch wenn er recht runtergekommen aussieht. Euch wünsche ich besseres Wetter und weiter so ! Freu mich immer über nue Berichte und Fotos. LG

  • #2

    Mario (Donnerstag, 05 Mai 2022 16:54)

    Danke fürs immer wieder lesen.
    Uns freut es das es dir gefällt und das du das hier auch rein schreibst!!

  • #1

    Doris Böhnke (Donnerstag, 05 Mai 2022 06:58)

    Guten morgen, herrlich eure Berichte zu verfolgen. Super Bilder und tolle Wegbeschreibungen.
    Vefolge die Orte ab und an auf der Landkarte. "Bretten 183 Einwohner " aber ein Kloster.
    Auch Georg und Jenny sind follower. LG aus Witten

Noch acht Stunden dann geht es nun wirklich los!

Die Rucksäcke sind gepackt.

Mit je 2 Flaschen a 1,5l Getränke, Knabberkram für die Zugfahrt und die ersten Tage auf dem Camino sind es jetzt so 13 kg für jeden.

Die Wettervorhersage sind jetzt nicht direkt optimal, drum sind doch noch etwas mehr Klamotten gepackt worden.

So 15 Grad mit Regenschauern, wenn man den Wetterprognosen für 14 Tage glauben schenken darf.

Aber was wissen die schon!*g*

So, noch schnell ne Pizza futtern und ab ins Bett.

Anfahrt&Rundgang

Was soll ich sagen, die Zugfahrt verlief ohne Probleme.

Obwohl nicht ganz, der RE von Witten nach Hagen hatte 5min Verspätung. 

Aber wir waren frühzeitig am Bahnhof in Witten, um noch beim Bäcker ein paar Brötchen für die Fahrt zukaufen. 

Mein Blick schweift zur Anzeigetafel, bemerke die Verspätung unseres Zuges, bemerke die Verspätung des frühere Zuges. 

Also beschließen wir schnell einfach diesen Zug zunehmen. 

Wir haben wohl eine gebuchte Reise, die auch nur die gebuchten Züge zulässt, aber das werde ich den Schaffner schon klar machen. *g*

Aber bis Hagen gibt es keinen und drum auch nix zuerklären. 

Von Hagen geht es weiter mit einem IC, der uns pünktlich in Köln abliefert. 

Dann besteigen wir einen ICE und rauschen weiter bis Freiburg. 

Im Bordrestaurant werden erstmal zwei große Cappuccinos bestellt. 

8€ finde ich jetzt auch nicht so richtig viel, dazu schmecken sie auch noch. 

Nach etwas mehr als 3h Geschwindigkeitsrausch kommen wir mit gut 10min Verspätung in Freiburg an, besteigen die S1 ( jau, die heißt genauso so wie unsere im Pott) und zuckeln weiter bis Breisach. 

Die komplette Fahrt hat übrigens 47.80€ gekostet, für beide!! 

War etwas schwierig zu finden, aber das ist man ja von der deutschen Bahn gewöhnt. 


Von Breisach kann man dann nur noch mit dem Bus weiter kommen, zumindest wenn man nach Colmar will. 

Auf den hätten wir aber über anderthalb Stunden gewartet. 

Da es bis hier hin ja quasi umsonst war, hauen wir jetzt mal ein Loch in die Urlaubskassse. 

Es wird ein Taxi gerufen, bzw. erstmal nach dem Preis gefragt. 

Sind so 22 Kilometer, der Routenplaner gibt eine Fahrtzeit von 38 Minuten an. 

Ich sach mal 50€.

Der Taxi-Mensch am anderen Ende der Leitung schätz so 57€.

Das Taxi wird bestellt und nach knapp 30 Minuten gebe ich den Taxifahrer, der uns am Hauptbahnhof von Colmar raus lässt 60€.

Ich finde 5€ Trinkgeld hat er sich verdient, muss ja auch die ganze Strecke alleine zurück fahren. 


Der Ticket Automat im Bahnhof kann natürlich nur französisch und ist genau so schwer zu bedienen wie seine Kollegen in Deutschland. 

Also auf zum Schalter. 

Wir bekommen zügig zwei Tickets und bezahlen für jedes 2.90€.

Für eine Strecke von 10 Minuten, drei Haltestellen und schätzungsweise 8 Kilometer ist das ein seht guter Preis. 


Um 14.46 steigen wir in Turckheim aus dem Zug. 

Das Hotel liegt direkt am Stadttor der kleinen, mit Fachwerkhäuser vollgestopften Ortschaft und ist in 3 Minuten erreicht. 

Wir gehen aber erstmal zur Touristen Info und lassen unseren Pilgerpass stempeln. 

Morgen früh wenn es los geht, ist die nämlich noch geschlossen und ohne Stempel wird die erste Etappe nicht begonnen. 


Das Hotel "Berceau des Vignerons" ist klein, alt und völlig schnuckelig. 

Unser gebuchtes Zimmer liegt im dritten Stock (war günstiger als in den unteren Etagen), aber wir kriegen eins im zweiten Stock. 

Rucksack ab und ab ins Städtchen. 

Zunächst noch den zentral gelegenen Supermarkt besucht und Getränke nachgefüllt. 

Ja OK. 

Eine Flasche Wein wurde auch gekauft

Und ein Stück Käse. 

Beim Bäcker gegenüber zwei kleine Baguette besorgt( hat morgen zu) und dann ne kleine Runde durch die Gassen geschleudert. 

So jetzt musstet ihr so viel lesen, nun was fürs Auge. 

Zug fahren und Stadtbummel machen hungrig.

Nach dem wir an drei bis vier Restaurants die Speisekarte studiert haben, sind wir dann ins

"Caveau du vingneron". 

Uriges Ambiente, gute und übersichtliche Speisekarte und einige Weine gab es auch. 

Wir entscheiden uns für das hier. 

Das sollte für den ersten Tag dann mal reichen.

Um 8 Uhr gibt es Frühstück und dann geht es auf die erste Etappe. 

Gute Nacht und vielleicht bis morgen, falls es im Kloster WLAN gibt*g*

Turckheim-Kloster St. Marc

Der Wecker klingelt um 7 Uhr und draußen scheint schon die Sonne aus einem leicht bewölkten Himmel.

Nach einer heißen Dusche geht es zum Frühstück.

In einem großen, herrlich alt & urigen Raum steht ein gutes Buffet.

Baguette, Brot, Schinken und Käse Auswahl, Müsli, Honig & Marmelade.

Es gibt natürlich auch Eier und die darf man sich frisch und je nach Härtegrad selber zubereitet.

Auf jedem Tisch stehen frisch aufgebackene Croissants  und eine Karaffe mit O-Saft. 

Die Decke des Frühstückssaales wird von dicken, uralten Balken gehalten.

Die Mauern sind bestimmt einen Meter dick und an den Wänden hängen alte Gebrauchsgegenstände. 

Man fühlt sich wie in einer alten Burg.

Wir finden es großartig!


Um 9 Uhr startet wie unsere erste Etappe von vielen.

Wir verlassen den Ort über die Hauptstraße, was in diesen Fall bedeutet Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser.

Durch ein altes Stadtor, links über eine breite Straße, über eine kleine Straße weiter und über eine große Wiese.

Nochmal eine breite Straße gequert, dann geht es in den Wald.

Zunächst steil rauf, über einen sehr schmalen Pfad, dann höhehaltent über einen breiten Forstwege weiter.

Was hier Sonntagmorgen schon los ist.

Jogger, Mountainbiker, KurzTourenWanderer und Gassi-Geher.


Bald haben wir den Wald aber wieder für uns. 

Der Weg bleibt zunächst breit und immer wieder lässt er Blicke auf die Unter uns liegende riesige Ebene zu. 

Die Sonne scheint immer noch, die Wolken werden wohl etwa dichter, aber nicht lange und so scheint sie schon bald wieder aus einem blauen Himmel. 


Wir bleiben quasi den ganzen Tag im Wald. 

Mal ist er dicht, mal lichtdurchflutete. 

Mal wandern wir unter Eichen, mal unter Fichten&Tannen. 


Es geht mal recht steil hinauf, über kleine schmale Pfade um dann über Schotterpisten weiter zu gehen. 

Dann stehen wird plötzlich vor einem großen Kasten am Waldesrand. 

Ein **** Spa-Hotel. 

Ist bestimmt toll da drin, aber nicht heute, heute wird gewandert. 

Über eine breite Straße gelangen wir nach .Husseren-les-Chateaux Der Ort wird aber nur kurz gestriffen. 

Der sehr gut ausgeschilderte Jakobsweg biegt hier rechts ab und es geht an einigen Einfamilienhäuser weck vom Ortskern. 


Und hier fallen wir das erstemal auf.

Ein älteres französisches Ehepaar fragt ( auf gutem deutsch, JA SO WAS GIBT ES UND IST UNS SCHON OFT PASSIERT) ob wir Pilger sind, wo wir heute gestartet sind und wo es hingeht.

Dann wünschen Sie uns noch "einen guten Weg".

So werden Pilger in Frankreich verabschiedet.


Oberhalb von Weinbergen geht es weiter und hier merkt man schon das die Sonne viel Kraft hat.

Dann kommt wieder der schattige Wald, der uns an der alten Abtei Marbach ausspuckt.

Der Weg führt nach rechts, immer an einer alten Steinmauer vorbei, die die Abtei einschließt.

Als wir dann einmal halb rum sind und es immer noch keinen Eingang gibt und der Weg jetzt steil rechts rauf und weck von der Abtei führt, bin ich doch etwas sauer.

Jetzt wieder zurück oder links runter, weiter an der Mauer entlang ein Tor zusuchen haben wir keine Lust.

Hier hätte die Wegführung doch besser seinen können.

Aber egal.

Ich denke es gibt noch genug zusehen in den nächsten Wochen.


Mit Blick ins Tal, auf Weinhügel und Abtei hinter Mauer, machen wir erstmal Pause. 

Richtige Pause. 

Mal kurz hinsetzen, was trinken und den Rucksack für 5 oder 10 Minuten absetzt haben wir natürlich schon zwei, dreimal gemacht.

Aber jetzt ist schon 13 Uhr, habe so knapp 12 Kilometer geschafft, da kann man schon mal länger sitzen.

Baguette & Käse werden ausgepackt und verspeist.


Jetzt geht es rauf, recht steil rauf. 

Der Weg ist breit, aber sehr steinig. 

Wir kommen an roten Felswänden vorbei,hier und da liegen große Moos bewachsenen Steine rum und auch der Wald wird irgendwie grüner. 

Der Weg wird zum Pfad und aus steil rauf wird höhehaltent oder leicht rauf. 

Die Bäume rücken näher, die Bäume sind voller saftig, grünen Moos. 

Viel Totholz liegt verstreut am Wegesrand. 

Schwer zu beschreiben, es ist unglaublich schön hier. 


Wir queren einen kleinen Bach und nun geht es wieder steil rauf, aber nur kurz. 

Dann stehen wir an einer großen Wegkreuzung. 

Alles ist gut ausgeschildert und wir wenden uns recht rechts. 

Nun wieder auf einer breiten Forstpiste ohne nennenswerten An- oder Abstieg. 

Das bleibt die nächsten zwei Kilometer so. 


Und dann stehen wir plötzlich an einer breiten Straße. 

Auf der anderen Seite ist unser Ziel. 

Das Kloster St. Marc. 

Eine Nonne öffnet uns die Pforte und begleitet uns zum Haupthaus. 

Dort übergibt sie uns an eine andere Nonne und uns zu unserem Zimmer bringt. 

Es ist kurz nach 15 Uhr und wir sind viel früher angekommen als gedacht. 

OK, es waren auch nur etwas über 16 Kilometer. 

Aber eigentlich die perfekte Strecke für den ersten Tag. 


Kurz ein bisschen durch den Klostergarten und Friedhof spaziert, geduscht, gewaschen und jetzt liege ich hier auf dem bequem Bett und hau auf die Buchstaben vom Smartphone. 


Es ist 18.30 Uhr und es gibt Abendbrot. 

Im Speisesaal sitzen noch zwei ältere Damen aus Deutschland, auch Pilger und auf der gleichen Strecke wie wir unterwegs.

Sofort kommt es zum Erfahrungsaustausch.

Die beiden haben waren schon in Compostela und auf diversen anderen Pilgerwegen unterwegs und konnten so einige Storys erzählen.

Wir aber auch.

Zunächst wurde eine leckere Spargelcremesuppe serviert.

Also, eine Nonne stellt es auf den Tisch und wir bedienen uns selbst.

Danach gab es Nudenl mit Gulasch, der aus 90% Fleisch und 10% Soße bestand.

Eine Flasche Wein sowie Wasser wurde auch gereicht.

Zum Nachtisch gab es Obstsalat und ein Joghurt, also für jeden einen. 

Wir bekamen auch unseren Stempel, der für so ein schönes Kloster eher schlicht war. 

Die Rechnung wurde auch gleich beglichen. 

88€. 

Ist jetzt nicht gerade geschenkt, aber das Essen war gut, unser Zimmer hat ein eigenes Bad, morgen früh gibt es natürlich auch noch Frühstück und so ein Kloster ist ja auch ein Wirtschaftsunternehmen*g*

Morgen früh geht es dann weiter auf unseren Jakobsweg. 

St.Marc-Guebwiller

Der Wecker klingelt um 7 Uhr und die Sonne scheint aus einem leicht bewölkten Himmel.

Ja, genau, genau wie gestern*g*

Um 7.30Uhr sitzen wir beim Frühstück, die beiden Ladys von gestern Abend sind auch wieder da.

Baguette, Marmeladen und Schmierkäse, dazu reichlich Kaffee.

Es wird über die kommende Etappe geplaudert, man wünscht sich "einen guten Weg" und dann kann es auch schon los gehen.


Zunächst packen wir aber erstmal die Rucksäcke, dann geht es los.


Vor den Klostermauern wenden wir uns nach rechts, wandern ein waldigen Hang hinauf um dann nach links abzubiegen.

Im Wald ist es noch sehr frisch, aber herrlich idyllisch.

Der Pfad schlängel sich am Waldrand entlang, mit Blick auf saftige Wiesen.

Nach kurzer Zeit verlassen wir das Gehölz, gehen ein Stück an der Straße entlang.

Wir kommen an einer geschlossenen Herberge vorbei, in der man auch in umgebauten Baumwagen nächtigen kann.

Sieht echt toll aus.

Dann geht es leicht ansteigend wieder in den Wald zurück und der wird jetzt richtig toll!

La grade promenade mystique heißt der Weg schon seit gestern und das trifft es ganz gut. 

Schmaler Pfad, leicht verschlungen, steil ansteigend, riesige Felsen am Wegesrand, moosige Baumstämme. 

Eine wirklich mystische Gegend, nur etwas Nebel fehlt. 

Oben angekommen bekommt man eine tolle Aussicht ins Tal, auf pitoreske Ortschaften, Weinhänge und die dahinter im leichten Dust liegende breite Rheinebene.

Unfassbar schön.


Der tolle Waldpfad knickt scharf rechts ab und schlängelt höhehaltent weiter. 

Noch mehr Fels Strukturen, noch mehr moosiger Wald, noch mehr Aussicht.


Nun kommen wir zur kleinen Kirche Notre-Dame de Schauenberg, die am Hang gequetscht über die weite Ebene wacht.

Es ist 9.50 Uhr, wird warten bis 10, der Shop macht auf und wird holen uns einen Stempel.

Dann geht es zurück zum Weg, der so weiter macht wie die letzten Kilometer.

Es geht auch wieder rauf, immer weiter rauf

Die Felsen werden weniger, der Wald wird lichter und dann plötzlich ist er ganz weg. 

Also, wir verlassen den Wald und stehen am Anfang eines weiten Hochplateaus

Das Zinnkoepfle. 420m hoch. Mit herrlichem Blick auf die Vogesen.


Wir gehen weiter, mitten über das Plateau. 

Sträucher, Blumen, Wiese, weiße Steinhaufen, Weinreben, blauer Himmel, tolle Aussicht. 

Der Pfad bringt uns weiter bis zum Rand und dann über einen steinigen, sehr schmalen, stellenweise zugewachsene Stieg runter, direkt in die Weinberge von Soulzmatt, 


Über breite Betonpisten queren wir die Weinhänge und kommen kurz vor 12 Uhr in das kleine Örtchen,direkt auf eine lebhafte Straße. 

In einem Restaurant gönnen wir uns erstmal ein Panaché, ein Radler. 

Genau gegenüber liegt das schöne Rathaus in dem wir uns erstmal einen weiteren Stempel gönnen. 


Dann verlassen wir den Ort über kleine Straßen, immer schön rauf, kommen an der Kirche vorbei, weiter rauf und sind draußen. 

Aber noch nicht oben, noch lange nicht. 

Zunächst über eine Asphaltstraße, dann über Waldwege, über eine Wiese (an der eine sehr schöne kleine Kapelle und ein Trinkwasserbrunnen liegt), weiter durch Wald, rauf, rauf, rauf. 

OBEN? 

NEIN! 


Weiter rauf, jetzt über ausgewaschene, teils rutschig Pfade, eigentlich nur Schneise, rauf, rauf, rauf. 

OBEN? 

JA, ENDLICH OBEN. 


Von 310 hm auf 630 hm auf 5km mit 16kg Gepäck. 


Wir haben schon schlimmeres geschafft, aber das war schon echt nicht ohne. 

Zur Belohnung geht es jetzt über breite Forstpiste höhehaltent weiter und dann mit moderaten Gefälle wieder runter. 

Runter bis Guebwiller. 


Über eine breite Straße, durch ein kleines Industriegebiet und direkt am Jakobsweg liegt unsere heutige Unterkunft. 

Chambres Privatives Chez l'Habitant. 

Über Expedia gebucht, hätte aber auch gut bei AirB&B reingepasst. 

Eine kleine Villa mit Garten. 

Unten wohnen die beiden sehr netten Besitzer und über die alte, quietschiege Holztreppe geht es in die obere Etage. 

Man muss aber erst an der Lebensgroßen Ritterrüstung vorbei und sich einige alte und neue Gemälde anschauen.

Dort sind dann vier Gästezimmer. 

Bad im Zimmer, Klo auf den Gang. 

Alles nett eingerichtet und sauber. 

Auf der Empore vor den Zimmern steht ein Wasserkoche, Tee, Pulverkaffee, Tassen&Gläser. 

Einen kleinen Kühlschrank sowie ne Mikrowelle gibt es auch. 


Wir machen erstmal einen Bummel Richtung Innenstadt, besuchen einen kleinen Supermarkt und füllen die Getränke wieder auf. 

Baguette, Käse und Wein werden  auch eingesackt. 


Das lassen wir uns dann im Garten schmecken, begleitet von einer Scharr Hühner die hier rumwuseln. 

Man könnte es schlimmer treffen. 


Gute Nacht & bis morgen. 


P. S. 

Da ich nur beschränkten Platz pro Beitrag habe und Text, Fotos, Text, Fotos viel davon wegnehmen wird es auf dieser Tour so bleiben

Viel Text zum lesen und dann erst die Foto-Show. 

Ich hoffe das stört keinen. 

Warum auch immer sind die Bilder leider auch nicht in der richtigen Reihenfolge. 

Wer Infos zu bestimmten Bildern braucht, schreibt mir einfach! 





Guebwiller-Thann

Und wieder ist es 7 Uhr und wieder klingelt der Wecker und wieder scheint draußen die Sonne und das tut sie heute auch wieder den ganzen Tag.

Allerdings wird es im Laufe des Nachmittags immer bevölkert und es kommt sogar ein kurzer, kräftiger Schauer runter. 

Aber dazu kommen wir erst später. 


Nach einer heißen Tasse Pulverkaffee im Garten unser netten Vermieter, geht es auch schon los.

Beim Kurtaxe bezahlen, baut der Herr des Hauses gerade zwei üppige Frühstücksplatten zusammen, wohl für die vier Biker die gestern Abend noch eingetrudelt sind.

Naja, wussten wir nicht das sowas auch geht. 

Aber irgendwas isst ja immer. 


Nach 100 m ist erstmal Pause. 

In einem Bäckerladen direkt am Weg gibt es lecker Croissants und Cafe longue.

Ist eigentlich ein ganz normaler Kaffee, heißt hier aber so.

Dafür sind die Croissant nicht normal. 

Man kann sich aus 10,12,15,keine Ahnung,  einen aussuchen.

Sie sind riesengroß und es gibt sie mit allen Füllungen und/oder Geschmacksrichtungen die man sie vorstellen kann. 

Wir entscheiden uns für Mandel-Marzipan und Schoko-Banane. 

Kostet 1,90 € für einen Kaffee und ein Croissant.

Dann bestellen wir uns noch einen Kaffee extra, der kostet dann 1 €.

Sachen gibt's. 


Dann geht es weiter Richtung Zentrum , an alten Fabrikgebäuden und prächtigen Villen vorbei, über kleine Straßen näher wir uns dem Markt und dem Rathausplatz.

Im Rathaus holen wir uns einen Stempel, sonst weiß ja garkeiner das wir hier waren. 


Dann geht es raus aus Guebwiller und raus heißt heute morgen rauf.

Zunächst über eine recht breite Straße, dann weiter über kleine Straßen bis zum Waldrand und dann den Wald rauf.

Eine breite Waldpiste bringt uns immer weiter rauf.

Mal ist sie steinig, mal steiniger.

Immer weiter rauf, bis auf 520 hm.

Dann wieder runter. 

Aus dem breiten Pfad wird ein schmaler, es bleibt steinig. 

Bei Kilometer 5 spunkt uns der Wald in Jungholz aus, einen kleinen verschlafenden Nest. 

Wir gehen einmal mittendurch und sind schon fast wieder raus, als uns plötzlich wie aus dem Nichts von rechts  eine ältere Dame anspricht. 

Also, sie ruft aus ihren Vorgang quer über die Straße ob wir Pilger wären, nach Compostela wollten dann seien wir hier richtig, immer gerade aus und wünscht noch einen guten Weg.

Danke schön!!


Am Friedhof vorbei und auf einem Weg neben der Straße mal wieder ansteigend direkt zur Abtei Thierenbach.

Eine schöne Kirche in sehr schöner Landschaft.

Der Stempel den wir hier bekommen, ist leider kaputt und jetzt nur halb in unserem Pass, dafür nehmen wir uns im Andenkenshop einen gestempeltern Briefumschlag mit.

Den schneiden wir dann mal aus und kleben ihn einfach drüber.


Weiter durch Wald geht es jetzt mal leicht rauf, wieder runter über oft sehr breite Wege. 

Fast schon langweilig, obwohl es hier hier echt schön ist. 


Bei Kilometer 10,9 wird es schlagartig anders, denn 

bei Kilometer 11 stehen wir plötzlich ohne Wald da. 

Rechts Wiese, links Wiese, vor uns Wiese.

Dazu einen superweiten Rundblick.

Über einen hellen Schotterweg genießen wir die Abwechslung und die Sonne die auf unsre Köpfe scheint.

Noch!

Aus dem Schotter wird Asphalt und über diesen gelangen wir nach Wattwiller.

Schöne, kleine Häuser links und rechts der kleinen Straße.

Im Ortskern gelangen wir an das Rathaus und die Kirche, wo wir uns selber stempeln dürfen.

Also , in den Pilgerpass.


Nun geht es wieder raus und hoch.

Kleine und kleinere Straßen führen uns zügig aus dem Ort und in die Weinberge.

Da wir ja alle wissen, das Weinberge keinen Schatten geben, wird die Sonne bald zum Spielverderber.

Es ist jetzt nicht 30 Grad heiß, aber wenn man auf schönen weißen Schotter läuft und von oben der Lorenz brennt, dann ist das WARM.


Die Gegend ist und bleibt trotzdem herrlich.

Mal Wein, mal alte und uralte Obstbäume, mal Wiesen oder Felder, hier und da eine kleine Baumgruppe und duftene Sträucher.

Dazu eine herrliche Fernsicht. 

Auch mal auf Lagerhallen oder kleine Industriegebiete, aber meist aus Dörfer, Wälder und Gegend, Gegend, Gegend. 


Dann wird Uffholz durchquert.

Bedeutung natürlich runter in den Ort und rauf aus dem Ort, zurück in die Weinberge oder Weinhügel.


Aus den Schotterpisten, wird ein Feldweg, wird ein Pfad, wird ein schmaler Pfad und der bringt uns wieder in den Wald. 

Der ist allerdings ganz anders als bisher. 

Dunkles grün, dünne, knorrige Bäume, teils völlig mit Efeu umwachsen und viel totes Holz.

Der Pfad windet sich durch den Wald, wird breiter, steigt noch einmal an. 

Das letzte Mal. 

Für heute. 


Dann folgt ein schneller Abstieg, über einen sehr steinigen, sehr schmalen Pfad.

Der bringt uns somit natürlich auch schnell runter und wir stehen auf einer Asphaltpiste am Waldesrand. 


Habe ich gerade geschrieben "Das letzt Mal"? 

Naja fast*g*. 

Noch einmal kurz rauf, scharf nach links und jetzt geht es wirklich nur noch höhehaltent weiter. 

Links durch ein paar Bäume kann man schon erste Blicke auf Thann riskieren. 

Neben alten und neueren Häusern, gibt es auch ne fette Fabrik gefühlt mitten in der Stadt. 

Rauchende Schlote, große Hallen und Fabrikgebäude

Sieht aus wie Duisburg 1832.

Vielleicht. 

War ich nicht zu dieser Zeit. 

*gg*

Aber das ist echt ein überraschender Anblick. 

Noch ein Stück über der schönen Pfad oberhalb der Stadt, dann runter und über den asphaltierten Radweg weiter. 

Links der Fluss, rechts ein riesiger Weinberg. 

Über eine kleine Brücke und wir stehen vor der mächtigen Kirche von Thann. 

Ein kleines Stück weiter und wir stehen vor unser Unterkunft. 

Gite Cercle Saint Thibaut. 

Nachdem wir 1 Minute drin sind, geht draußen die Welt unter. 

Es regnet, nein, es schüttet. 

Nur kurz, aber mehr als heftig. 

Da haben wir wohl das perfekte Timing gehabt. 


Eine freundliche Dame, begrüßt uns auf deutsch, zeigt uns unser Zimmer, erklärt uns alles und kassiert auch sofort. 

48€ für ne Nacht, ohne Frühstück. Für Handtücher müssen wir extra 5€ berappen. 

Warum man jetzt mit diesen Gites Geld sparen kann, auf seiner Pilgerreise erschließt sich mich noch nicht, aber vielleicht später mal. 

OK. 

Man kann hier in der Gemeinschaftsküche Kochen und der Kaffee im Automaten kostet nur 50 Cent (ist heiß & echt nicht schlecht), aber ob das jetzt die Pilgerkasse rettet?? 

Gute Nacht. 


Thann-Bellemagny

Heute wird ausgeschlafen.

Der Wecker klingelt um 8.00Uhr!

Zwei Kaffee aus dem Automaten und los, gefrühstückt wird unterwegs.

Oder auch nicht, es kommt nämlich nix. 

Wir verlassen Thann über Straßen die immer kleiner werden und immer höher gehen. 

Dafür gibt es tolles Stadtpanorama.

Dann geht es über einen Waldweg weiter.

Allerdings nicht mehr rauf.

Höhehaltent durch den Wald, dann wieder leicht runter, wir durchqueren Leimbach.

Einen kleinen Ort in ein kleines Tal gequetscht.

Etwas Wein an den Hängen, einige Obstbäume und viel Gegend.

Echt nett hier.


Nun wieder gemütlich rauf, durch lichtdurchfluteten Wald. 

Unter uns erblicken wir Roderen, wir bleiben oben und wandern über eine Schotter-Gras-Piste am Ort vorüber. 

Dann wird doch der Ort kurz gestreift. 

An einer Durchgangsstraße passieren wir die letzten Häuser, biegen nach rechts ab und wir gelangen auf einem Gehweg endgültig wieder in die Natur. 

Rechts große Wiesen, links ein kleiner Wald. 

Wir gehen nach links. 

Ein breiter Waldweg führt uns durch das Gehölz, es geht leicht bergauf. 

Nun stehen wir am Rande des Waldes und schauen über die Felder zurück nach Roderen. 

Anscheind sind wir einen großen Bogen gegangen ohne es zu merken.


Eine Bundesstraße wird überquert, nochmal durch Wald, scharf nach links, runter und wir gelangen ein ganzes Stück tiefer wieder an die Bundesstraße und über die geht es jetzt weiter.

Jawohl, so ist das als Pilger.

Nicht immer nur durch schönen Wald und herrliche Wiesen.

Ist jetzt aber auch nicht die B1 und auch für lange, aber das eine oder andere Auto rauscht schon an uns vorbei.

Dann verlassen wir den Asphalt und wenden uns schöneren Sachen zu.

Wald, einen kleinen Bach, eine kleine Brücke die drüber führt und schon stehen wir an der nächsten Straße die bewältig werden muss.

Das kann auf so einer Pilger Tour schon des öfteren passieren, ist aber meistens( so habe ich es zumindest gelesen) völlig ungefährlich, da es nicht so einen starken Verkehr gibt.

Ich werde von berichten.


Wir kommen auf jeden Fall unbeschadet in Guewenheim an und freuen uns schon auf unser Frühstück.

Ist ja schließlich auch schon 12 Uhr.

Bäcker zu.

Konditor nur Süsskram.

Metzger hat wohl Wurst aber kein Brot. Den Gänselebeberspezialisten lassen wir links liegen. 

Kurz geärgert und wieder los marschiert. 

Im Rucksack ist ja noch die Notation. 


Über eine kleine Nebenstraße, an einigen schmucken Häusern vorbei liegt der Ort schnell hinter uns.

Im anschließenden Wald erwartet uns nach ein paar hundert Metern eine schöne Kapelle und viele Sitz Möglichkeiten.

Rucksack ab und Pause gemacht.

Im Kapellchen gibt es sogar einen Stempel, da schmeckt Mettwurst, Käse und die Nussmischung gleich doppelt gut.


Die nächsten Kilometer wechseln sich Waldpassagen, große Wiesen und Felder ab.

Dann biegen wir das erste Mal falsch ab, obwohl das eigentlich nicht stimmt.

Der Wegweiser zeigt eindeutig nach links, wir gehen links und stehen nach einer kurzen Feld durchquerung direkt an einer weiteren Bundesstraße, die der B1 schon mehr gleicht als die von vor hin.

An dem Schild hätte es eigentlich gerade aus gehen sollen, aber zurück ist keine Option.

Also wir der Verkehr gecheckt und die Straße überquert.


Dann geht es über die Autobahn. 

Nein, alles gut. 

Dann geht es über eine Brücke über die Autobahn. 


Weiter über ein Feldweg der uns direkt nach Bretten bringt. 

Seid ein paar Stunden wurden aus schönen, weißen, kleinen Wolken, schwere, schwarze Wolken und das Donnern kam auch immer näher. 

In einer Bushaltestelle beschließen wir dann doch die Rucksäcke und uns Regenfest auszustatten. 

Keine Sekunde zu früh!

Dicke Tropfen, gefolgt von etwas Hagel gehen hernieder.

Wir warten so 10 Minuten, der Regen wird weniger und es geht weiter.

Kurz durch Bretten, dann über ein nun leicht schlammigen Pfad an einem Flüsschen vorbei, durch ein nasses Feld, ein kurzes Stück Landstraße und wir sind am Ziel.

Also fast.

Am Ortseingang geht der Regen wieder los und die letzten 500m bis zum Kloster wird es nochmal nass.


Die Nonnen empfangen uns freundlich und in einem schwierigen französischen-englisch-deutsch wird uns alles erklärt.

Das Zimmer ist mehr als Oldschool, aber sauber, das Klo ist gegenüber unserer Zimmertür und die Dusche ein paar Meter den Gang runter.


Das ganze Kloster könnte mal ne Renovierung gebrauchen, aber wie wir beim Abendessen erfahren, gibt es kaum Einnahmen und keine große Unterstützung. 

Die Äbtissin ist aus Bayern und seid 16 Jahren hier Chef. 

Eine kleine, fröhlich Frau die uns und den 6 anderen Pilgern. die hier auch nächtigen ein paar interessante Geschichten erzählt.

2 von den 6 laufen übrigens den ganzen Weg am Stück!

Der eine ist schon seid Anfang April unterwegs und macht hier erstmal Halt.

Aua Knie.

Der andere will Mitte August in Compostela sein.

Von hier sind es übrigens noch so 2150 km.


Spargelcremsuppe, Thunfisch Tarte, Obst, Wein, Bier und Wasser.

Morgen gibt es noch Frühstück.

Kostet pro Nase 30€.

Morgen geht es weiter nach Belfort. 

Gute Nacht. 

Bellemagny-Belfort

Heute werden wir schon um 6.30 geweckt.

Denn um 7 Uhr gibt es Frühstück im Kloster. 

Baguette, Marmeladen und Kaffee. 

Draußen scheint auch keine Sonne, obwohl wir gestern Abend alles aufgegessen haben. 

Zum Glück regnete es nicht, aber die Regensachen werden ganz oben im Rucksack verstaut.


Um 8.20 Uhr verlassen wir das Kloster und gehen erstmal über eine kleine Straße aus dem Ort. 

Bald schon wird aus Asphalt Kies und wir wandern durch üppige Felder, an großen Wiesen & Weiden vorbei und der Wald kommt natürlich auch wieder vor. 

Meist ohne Steigung haben wir die ersten Kilometer schnell geschafft. 


Eine Brücke bringt uns über die A36 und eine schmale Straße nach Aengeot, das wir aber nur am Rande streifen.

Dann über Feldwege und Felder weiter, die Wolken werden dunkler, der Regen bleibt aber aus. 

Noch. 

Wieder durch den Wald und an ein paar Fischteichen vorbei, eine kleine Straße rauf und wir stehen in Lagrange. 

Über die Hauptstraße geht es durch den Ort in dem es nix gibt. 

Keine Kirche, keine Kneipe, keinen Bäcker, keinen Laden, keine Tankstelle.

Nichts.

Das soll auch für die nächste Orte gelten.

Dazu kam der wohl größte Unterschied zwischen pilgern und wandern.

Man geht oft den direkten Weg, also läuft auch über Landstraßen und nicht nur ein kurzes Stück, sondern Kilometerweit.

In diesem Fall 5 Kilometer.

Zum Glück ist der Verkehr sehr überschaubar, aber nicht jedes Fahrzeug holt weit aus, um an uns vorbeizukommen.

Mal gibt es einen breiten Randstreifen, mal etwas Wiese und mal nur die Straße.

Wir kommen durch Bethonvillers, Menoncourt, Phaffans und Denney.

Braucht man sich nicht merken oder mal vorbeifahren.

Wie gesagt hier gibt es nichts!


HALT. 

In Phaffans steht ne hübsche Kirche und direkt daneben ein Gourmet Restaurant.

www.auberge-de-phaffans.fr

Eigentlich gar nicht sooo teuer, aber auch nicht wirklich das richtige für uns. 

Also, wenn wir am wandern sind, sonst jeder Zeit. 


In Denney, so 5 km vor dem Ziel wird es nun wirklich richtig dunkel und in einer Bushaltestelle werden die Rucksäcke und wir regensicher angezogen.

Und dann kommt er auch schon.

Ein guter, nasser Landregen.

Und er geht auch nicht mehr.

Er bleibt bis am Ziel.


Wir bleiben noch ein kurzes Stück auf der Straße und biegen dann auf einen Feldweg ab.

Der ist schon ganz schön durchgeweicht.

Dann geht es einen schlammigen Hügel rauf und weiter über einen richtig tollen Waldweg. 

Der schmale Pfad windet sich durch den triefend, nassen Wald. 

Mal nach links, mal nach rechts und wieder nach links. 

Die Pfützen werden mehr, der Schlamm auch. 


Über eine Wiese geht es weiter, dann wird eine Straße überquert und nun geht es kurz aber steil einen steinigen Trampelpfad hoch. 

Hier wird der Wald noch schöner, der Pfad noch schmaler. 

Fast schon wie der Nebelwald auf La Gomera oder Teneriffa.

Moos bewachsene, krumme Bäume, Farne und durch den stätigen Regen hat man sogar das Gefühl durch Nebel zu laufen.

Herrlich.

Dann gesellt sich auch noch die mehr als imposante Festungsanlge von Belfort dazu.

Wat für ein Kasten.


Dann geht es wieder runter, durch wieder normalen Wald, über eine Straße weiter, über eine große Straße noch weiter und wir stehen auf dem "Place d' Armes" und der Kathedrale Saint-Christophe.


Hier endet eigentlich diese Etappe, wir gehen auf dem selbst hier in der großen Stadt super ausgeschildertem Jakobsweg weiter bis zum Bahnhof. 

Dort biegen wir links ab und erreichen nach ein paar hundert Metern unser Hotel. 

Duschen, Einkaufen, Essen. 

Gute Nacht. 

Belfort-Buc

Heute war kein schöner Tag.

Bis heute morgen haben wir versucht eine Unterkunft zu finden, die in brauchbarer Ferne liegt. 

Also so zwischen 20 und 30 Kilometer von Belfort entfernt.

Keine Chance. 

Es gibt sowieso nur wenige und die waren entweder ausgebucht oder meldeten sich nicht zurück. 


Bei der Frage wie es jetzt weiter gehen soll wurde es laut und gar nicht mehr schön.

Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte gingen wir erstmal frühstücken und planten weiter. 

Das Hotel wurde für eine weitere Nacht gebucht und wir machten nur ne kleine Tour auf dem Jakobsweg. 

Vom Ziel dieser Etappe fuhren wir mit dem Bus wieder zurück nach Belfort und morgen früh fahren wieder dort hin zurück.

Morgen sind es dann so knapp 30 Kilometer und dort wird dann auf einen Pferdehof übernachtet.

Für übermorgen haben wir allerdings noch nix, nur zwei Absagen und eine noch nicht beantwortete Mail.

Ist gar nicht so einfach hier.

Das mit dem draußen schlafen ist auch schwierig, weil es doch mehr regnet als man so dachte und so richtig "warm" ist es hier Nachts auch noch nicht.

Aber wir gehen ja nach Süden! *gg*


Solche Probleme haben die ganzen Pilger in Spanien und Portugal bestimmt nicht.

Ich denke Unterkünfte an jeden Baum und das für ne schlanke Mark, Sonne bei 25Grad und Nachts kuschelige 17Grad.

Da kann ja jeder Pilgern*ggg*


Nun aber zur heutigen Tour. 

Zunächst geht es unter dem Bahnhof her und dann über kleine und größere Straßen durch eine nicht ganz so einladende Ecke der Stadt. 

Bitterfeld trifft Duisburg-Marxloh.

Dann wird es wieder grün.

Erst ein schöner Park und dann auf einem Treidelpfad an einem Flüsschen vorbei.


Weiter durch Essert, ein schöner, kleiner Ort umgeben von Feldern, Wiesen und Wald.

Die haben sogar einen Bäcker.

Immer dann wenn man keinen braucht.

An der Kirche vorbei und über eine Asphaltpiste einen Hügel rauf.

An einer kleinen Kappelle nutzen wir die Bank mit toller Aussicht.


Dann geht es einen matschigen Feldweg weiter der Hügel rauf. 

Der Weg wird zum Pfad und aus Feld wird Wald. 

Der Matsch bleibt. 

Nein. 

Der Matsch wird mehr. 

Wir rutschen den Hügel weiter rauf und gelangen zu einer alten Festungsanlage.

Die Tore sind auf und Zeit haben wir auch.

Taschenlampen an und los.

Die Bunkeranlage ist gut in Schuss und wir schleichen durch die Gänge, ohne Lampe ist es hier stockduster.

Eine Treppe rauf und durch ein paar Schießscharten fällt Tageslicht.

Noch ein paar Meter geht der Gange bis wir in eine Sackgasse kommen. 

Also wieder zurück zum Anfang.

Gänge gibt es hier noch zahlreiche, aber es ist kühl und feucht und Tageslicht ist doch schöner.


Über zunächst trockene Waldwege geht es weiter, dann rutschen wir wieder den Hang runter. 

Über eine breite Forstpiste kommen wir nach Buc und finden auch schnell die Bushaltestelle. 

Für die Sichtung des Fahrplan bleibt keine Zeit, den schon hält ein Bus. 

Wohl nicht mit der Nummer die wir beim Start rausgefunden haben, aber ein Bus und der fährt nach Belfort. 

Ne Fahrkarte kann man beim Fahrer wohl nicht kaufen, aber per SMS eine ordern. 

Man schreibt eine SMS mit BUS an 84100, das kostet dann 1,50€ und man darf mitfahren. 

Keine Ahnung, wie das geht aber so einfach ist das. 


Am Nachmittag machen wir dann noch einen kleinen Stadtbummel.

Nicht das wir noch einrosten. *g*


Impression von Belfort

Buc-Secenans

Heute war ein langer Tag, genau genommen ein 33 Kilometer länger Tag und das bei fast strahlend, blauen Himmel.

Soll bedeuten, ich schreibe heute nur kurz und lass die Fotos den Rest machen. 


Um 7 Uhr fuhren wir mit dem Bus, der direkt vor dem Hotel nach Buc fährt los. 

Aber der Bus fuhr gar nicht nach Buc, sonder nur an Buc vorbei.

Auf dem Fahrplan sieht das ganz anders aus und als wir den Busfahrt unser Ziel mitteilen sagte er "steigt ein". 


Nach einer knapp 20 minütigen Fahrt hält er mitten an der Straße und spricht uns auf englisch an.

"hier müsst ihr raus und da vorne geht es nach Buc. Ich fahr nach "hab ich vergessen".

Wir also raus aus dem Bus und schön die 4km auf einer wenig befahrenen, schönen Straße runter nach Buc marschiert.


An der Bushaltestelle im Ort checken wir erstmal den Fahrplan.

Der Busfahrer hat nicht gelogen, hier hält sein Bus nicht. *g*

Den Bus den wir gestern genommen haben um zurück nach Belfort zu kommen, ist ein ganz anderer ( das war uns natürlich schon klar) und der fährt 2xam Tag diesen kleinen Ort an. 

Das bedeutet wären wir gestern 1 Minute später hier gewesen wären wir hier nicht mehr weggekommen. 

Fazit der ganzen Geschichte. 

Die französische Busfahrplanzeichner können nix und die französischen Busfahrer sind nett. 


Wie oben schon erwähnt war das ne sehr lange Tour heute und ich fasse sie nur kurz zusammen. 

Was für eine unfassbar, großartige Landschaft dürfen wir erwandern!!

Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und hat ede Art von Untergrund und Wege zu bieten.


maschige Waldwege

trochene Waldpfade 

zugewachsene Schleichwege

Schotterpisten

breite Landstraßen 

schmale Fahrwege

holprige Pisten

spiegelglatter Asphalt 

Wald

Wiesen

Felder

Seen

Dörfer

Weiler

kleine Städte 

kleinste Käffer

Radwege

TGV-Schnellbahnlinie

Burgruinen

Kirchen

einen Bäcker

einen kleinen Laden

Aussichten

Fernblicke

ohne Ende Kühe auf saftigen Wiesen

Hunde jeder Art hinter Zäunen jeder Art

einige Katzen

eine Eidechse 

eine Schlange die es leider nicht geschafft hat

freundlich grüßende Renter

sich bedankene Autofahrer wenn man auf engen Straßen Platz macht

eine Pilgerrin mit Hund aus der Schweiz die bis Compostela weiter will, wenn der Hund mitspielt 

einen Pilger aus dem Elsass, den wir schon aus dem zweiten Kloster kennen

Und der schläft jetzt sogar eine Tür weiter. 


Denn heute sind wir in einem Privathaus untergekommen. 

Die nette, ältere Dame hat hier 3 Gästezimmer, einen Hund, zwei Katzen und ein Pferd habe ich gerade auch noch gehört. 

Es gibt ein Bad für alle und noch ein zweites Klo. 

Alles ist sauber und gemütlich. 

Gerade haben wir Abendessen bekommen. 

Spaghetti Bolognese, Salat, Brot, Eis und Espresso. 

Übernachtung mit Frühstück 35€

Abendessen 10€

Apro pro Abend

Gute Nacht und bis Morgen


Sencenans-Villersexel

Heute geht es recht spät los, da es aber "nur" ein kleiner Sonntagsspaziegang werden soll, kann man fast ausschlafen.

Wecker ging um 8Uhr,Frühstück gab es um 8.30 Uhr. 

Um 7 Uhr sind wir beide hellwach. 

Nach dem obligatorischen französischen Frühstück, geht es nochmal aufs Zimmer Rucksäcke einpacken und dann gemütlich auf die 16 Kilometer lange Etappe.


Zunächst über die Hauptstraße von Crevans zurück zum Jakobsweg, dann steil eine kleine Asphaltstraße rauf.

Die Straße wird zum Feldweg und auf dem bleiben wir eine ganze Weile. 

Erst mässig rauf, dann immer weiter höhehaltent gerade aus. 

Links Felder, rechts Felder, ab und zu etwas Wald.

So gelangen wir nach Vellechevreux. 

Neben der Kirche steht das kleine Rathaus, mehr ein Anbau als ein prunkvoller Palast. 

Es ist Sonntag kurz vor 11 und aus welchen Gründen auch immer ist es geöffnet!!

Am Sonntag zwischen 10 und 12 Uhr.

Wir bekommen einen schönen Stempel des mehr als überschaubaren Ort


Am Ende vom Dorf, das wir über eine schmale Asphaltpiste erreichen kommem wir an einem alten Waschhaus samt sprudelnd Brunnen vorbei.

So etwas haben wir hier schon des öfteren erlebt, genauso wie das "Kein Trinkwasser" Schild was immer angebracht ist.

Wir füllen unsere Becher.

Gucken, riechen, schmecken und trinken.


Dann geht es mal wieder über eine Landstraße weiter. 

Ganz schön was los für Sonntag Mittag. 

Nun biegen wir rechts ab, eine Feldweg hoch und durch weitläufig Felder, Äcker, Kuhweiden geht es weiter. 

So viele Kühe die auf Weiden stehen und Gras, Kräuter, Blumen mapfen haben wir noch nie gesehen und das war gestern ja auch schon so. 

Ich glaube auch das ist kein "Bio", sondern das ist hier halt so. 

Zum Glück geht es endlich mal wieder durch schönen, schattigen Wald. 

Die Sonne hat echt wieder Power heute. 


Die Freude ist allerdings nur kurz den schnell sind wir wieder auf Wegen durch Felder & Wiesen. 

Meist geht es heute sanft rauf & runter oder ebenerdig gerade aus. 


Kurz vor dem Ziel Streifen wir noch Villers-la-Ville, kurz durch einen kleinen Wald, dann an weitern Feldern und an einem großen Holzverarbeitungsbetrieb vorbei, über eine Schotterpisten noch mal kurz rauf und dann über eine kleine Straße nach Villersexel. 

Der Ortskern wird allerdings links liegen gelassen und wir wandern weiter auf dem Jakobsweg, auf einer breiten Straße, über eine große Brücke und gelangen zum Hotel. 


Nach kurzen Besuch im Zimmer, was richtig schnieke ist, gehen wir noch mal zurück in den Ort, auf ein kühles Bier. 

Mein Gott, ist das Tot hier, selbst der Döner Laden ist Pleite gegangen. *g*

Viele Geschäfte sind wohl schon länger geschlossen, viele der alten Häuser bräuchten mal mehr als nur einen neuen Anstrich. 

Neben der Kirche und dem Rathaus finden wir dann aber doch eine kleine Bar und kommen zu unserem verdienten Kaltgetränk. 

Hier tummeln sich auch ein paar Leute und man kommt sich nicht mehr ganz so vor wie in einer Geisterstadt. 


Um 20 Uhr haben wir einen Tisch bestellt im Restaurant des Hotels.  

Da ist noch reichlich Zeit um auszuruhen. 

Machen wir. 


Das Beste was der Wanderucksack hergibt wird übergestreift und ab ins Restaurant. 

Für Sonntagabend mäßig gefüllt. 

Stoffservietten, Stofftischdecke und auch sonst schön eingedeckt. 

Wir entscheiden uns für eins der drei Angebotenen Menüs und durch Sandra's französische Kennzeichen wissen wir sogar was wir bekommen. 


 Gruß aus der Küche

 Mini Foie Gras Burger

1.Gang

   Jacob's Muscheln in Weißweinsosse

   Schnecken&Morscheln in Sahnesosse

2.Gang

   Rindersteak in Pfeffersosse mit sortierten 

   Gemüse und Möhrenpüree

3. Schokoküchlein und Vanilleeis

    Käsevariation

  begleitende Weine&Espresso

Für 50€ pro Nase ein herrliches Essen. 


Wo wir morgen schlafen bzw. wie weit es geht weiß nur der heilige Jakobus, wir noch nicht. 

Gute Nacht! 



Villersexel-Vy-lés-Filian

Nach dem Frühstück sind wir erstmal ohne Rucksack einmal quer durch den Ort zum Supermarkt gegangen.

Neue Getränke mussten her und ein Zelt. 

Ja, genau ein Zelt.

Wir haben ja ein tolles, kleines, 2 kg leichtes Zelt extra für solche Touren gekauft und uns dann entschieden das wir es zu Hause lassen um Gewicht zusparen. 

Es gibt ja Unterkünfte und es ist Mai, wer braucht da ein Zelt. 

Wir. 

Jetzt. 

Den für heute und morgen haben wir immer noch keine Unterkunft. 

Auf Mails wurde nicht geantwortet, allerdings muss ich auch gestehen das ich sie auf deutsch geschrieben habe. 

Am Telefon gab es zwei Absagen oder es ging nur der AB ran. 

Es ist tagsüber wohl immer schön warm und oft auch wolkenlos, aber zum Abend zieht es sich haufig zu und so 7-10 Grad ist jetzt auch nicht umbeding kuschelig. 


Im Supermarkt gab es kein Zelt. 

Aber gegenüber ist ein Baumarkt und da gibt es ja alles.... 

... aber kein Zelt. 

Nur Planen, diese stabilen mit Ösen.

Und wenn der Joye Kelly damit durch Deutschland wandern kann, können wir das auch in Frankreich tun. 


Im Hotel werden noch schnell die Rucksäcke abgeholt und dann geht es zur Tourismus Info die direkt gegenüber liegt. 

Dort treffen wir den netten Franzosen wieder, den wir vor 5 Tagen im Kloster kennengelernt haben. 

Der empfiehlt uns ein Unterkunftverzeichnis vom Jakobsweg zu kaufen. 

Dort stehen aktuelle Anschriften, Telefonnummern und Einkaufsmöglichkeiten drin.

Der kostet 5€ ist allerdings von 2021.

Die Damen im Touribüro druckt uns noch die aktuellen Infos und Ergänzungen aus und dann geht's los. 

Also fast.

Wir rufen noch zwei neue Nummer an, zwei mal AB. 

Naja, wir habe jetzt ja ne Plane.


Da ich heute nix über die Strecke schreiben möchte, sondern über die Leute darauf, springen wir kurz ca. 3 h weiter.


Wir befinden uns mitten in einem schönen Waldstück, da klingelt auf einmal Sandra's Handy. 

Sie geht ran und unterhält sich so gut 3 Minuten auf französisch.

Es ist der Rückruf Mme Gillot die auf ihren AB unsere Nummer entdeckt hat und sie hat noch ein Zimmer für heute frei!!

Beflügelt rufen wir gleich noch eine Unterkunft an, der wir vor zwei Tagen eine Mail geschrieben haben.

Es wird abgenommen und nach 2 Minuten haben wir auch ein Bett mit Verpflegung für morgen!

Hätte ich mal die Plane früher gekauft. *gg*


Jetzt aber zurück zu den Menschen auf den Weg. 

Wir haben jetzt schon so einige getroffen und einige sogar jeden Tag. 

Es wurde sich immer fröhlich unterhalten und alle waren super nett.

Und die Leute gehören irgendwie genau so zum Jakobsweg wie der tolle Wald, die schöne Aussicht, die Asphaltstraße und die Schotterpisten. 


Auch wenn sie nicht wandert, fang ich doch mal mit der netten Äbtissin, Schwester Miriam vom Kloster in Bellemagny an. 

Klar ist es vom Vorteil das sie aus Deutschland kam und wir so uns mit ihr unterhalten konnten, aber ich glaube auch wenn sie nur französisch gesprochen hätte um sich mit den Franzosen am Tisch zu unterhalten wäre sie uns als fröhlich Mensch in Erinnerung geblieben. 

So erfuhren wir einiges über den Kloster Alltag, das Nachwuchsproblem ihres und natürlich allen andern Klöstern auch und das sie quasi ohne Geld den Laden am laufen halten muss. 

Dabei so überzeugt von ihren Glauben zu sein, ohne ihn uns aufzudrängen und gleichzeitig irgendwie gelassen und froh zu wirken, daß ist schon ne Leistung. 


Dann die beiden Ladys vom ersten Tag, Ute und Bärbel, die eine über siebzieg, die andere etwas Jünger. 

Haben sich vor Jahren auf dem Camino del Norte kenngelernt und laufen seid dem immer gemeinsam die verschiedensten Jakobsweg. 

Leider haben wir sie das letzte Mal in Belfort getroffen und Sie sind uns bestimmt einen Tag voraus. 

Da sie aber auch nach Cluny wollen, genau wie wir sehen wir sie vielleicht nochmal wieder. 


Die Frau aus der Schweiz, ist mit Zelt und Hund unterwegs und will bis nach Compostela pilgern. 

Allerdings machst sie das vom Hund abhängig. 

Die beiden haben wir jetzt die letzten drei Tage immer wieder gesehen und der Hund knurrt mich auch nicht mehr an, wie bei der ersten Begegnung

"mit fremden Männern hat er es nicht so" sagte sie beim ersten Treffen. 

Jetzt bin ich wohl nicht mehr fremd. 


Maurice, der super nette Franzose. 

Seid 5 Tagen treffen wir uns des öfteren und schlafen heute schon das dritte Mal in der gleichen Unterkunft. 

Er will auch weiter bis Compostela und gab uns schon den einer oder anderen guten Tip. 

Natürlich kann er auch dolmetschen, da er echt gut deutsch spricht und so natürlich eine Willkomme Hilfe bei den Unterhaltung am Tisch ist. 

Die Gastgeber kochen nicht nur, sondern essen auch mit uns. 


Der Junge Mann aus Nürnberg, Kevin, haben wir wohl erst vor ein paar Stunden getroffen,aber sind sofort ein paar Kilometer gemeinsam gewandert. 

Er war bestimmt froh endlich mal einen zu treffen mit dem er sich Unterhalten kann. 

Der ist nämlich auch auf den Weg nach Compostela und vor vier Wochen an seiner Haustür gestartet. 

Da konnten natürlich reichlich Erfahrungen ausgetauscht werden. 


Das coolste allerdings ist das wir heute hier an diesem sehr schönen Haus angekommen sind, nach 23 km über viel Asphalt ohne Schatten und mit viel, viel Sonne und wer winkt schon von weiten aus dem kleinen Garten vor dem Haus. 

Maurice. 

Unterwegs hat er den jungen Franken getroffen, der so oft es geht im Zelt schläft und wohl überredet doch auch hier zu bleiben.

Mauric hat bei einem Gespräch mit der super netten Dame des Hauses erfahren, daß ein Paar aus Deutschland auf den AB gesprochen hat und jetzt auch hier übernachtet. 

Das könnten ja nur wir sein. 


Und so sitzen wir allen bei einem leckeren Abendessen und unterhalten uns über dies und das, über den Weg. 

Auch wenn man sich eigentlich nicht kennt und man nur ein paar Worte gewechselt, sich ein paar Stunden (oder sogar nur Minuten) gesehen hat, ist man sich doch nicht mehr fremd. 

Das ist schon krass! 


Morgen geht bestimmt jeder wieder sein Tempo, man verliert sich aus den Augen und dann sieht man sich irgendwo auf dem Weg wieder.

Wir freuen uns schon drauf. 

Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, vielleicht aber auch gar nicht. 

Tolle Begegnungen waren es auf jeden Fall.

Gute Nacht

Vy-lés-Filian-Recologne

Gestern Abend waren wir noch mehr im Nirgendwo als die letzten Tage.

Drum gab es auch nichts zu lesen für euch. 

Kein Internet und kaum bis gar kein Empfang. 

Wir durfen dafür wieder durch wunderschöne Landschaften laufen.

Die ersten 6 Kilometer sogar zu viert. 

Maurice und Kevin waren mit von der Party. 

Es wurde viel geredet, Erfahrungen ausgetauscht oder einfach nur nebeneinander oder hintereinander gelaufen. 

Kein bedrückendes Schweigen, sondern ruhig genießen. 


Über Filian, einem Verschlafenen Nest mit vielen, schönen, alten Häusern und einer tollen aber schlicht gehaltenen Kirche.

Danach durch Wald, mal über breite Wege mal über schmale Pfade kommen wir nach Authoison.

Auf dem Rathausplatz mit einigen Bäumen, der Kirche und natürlich dem Rathaus machen wir Pause.

Dann kommt noch die Schweizerin mit ihrem Hund, der übrigens Pluto heißt und pausiert mit uns. 

Sie hatte einen schweren Tag hinter sich. 

Für uns alle war es ja heiß, aber für Pluto fast unerträglich. 

In der Nacht hatte er sich aber wieder gut erholt und sie macht jetzt jeden Mittag lange Pausen und läuft dann in die Nacht hinein. 

Da sie weiter über Vézelay pilgert, werden wir sie wohl nicht mehr treffen. 

Falls sie diese Seite, aus welchen Gründen auch immer findet. 

BUEN CAMINO!! 


Wir starten etwas früher aus der Pause und gehen alleine weiter.

Zunächst über eine schmale Straße, dann weiter durch Wald.

Mal rauf, mal runter.

Nach dem Wald geht es durch Quencho, wieder mal ein total Verschlafenes Nest.

Dann weiter über Asphalt.

Mal auf Straße, mal auf Pisten und immer durch die Sonne.

Heute ist es echt drückend.

Die Luft steht.

Aber immer noch besser als Regen.


Nach dem Örtchen geht es dann aber zum Glück wieder in den Wald, doch da war die Luft auch nicht viel besser.

Dann spuckt der Wald uns wieder aus. 

Weiter an Felder & Wiesen vorbei, über Schotterpisten und auf kleinen Feldwegen.

Kurz vor Frondemand treffen wir dann Maurice und Kevin wieder.

Genau.

Im Laufe des Tages haben die uns überholt, aber nicht abgeschüttelt.*g*.

Nun gehen wir wieder ein Stück zusammen. 


Nachdem schönen, alten Dörfchen trennen sich unsere Wege aber schon wieder. 

Sie haben eine Unterkunft in einem anderen Dorf gebucht.


Unser Weg geht nun die nächsten 3 Kilometer über eine recht wenig befahrenen Landstraße. 

Zu den paar Autos, sehr zügig fahrende Autos gesellen sich noch zwei kräftige Steigungen.

Dann sind wir da.


Direkt neben Kirche, Friedhof befand sich unsere Unterkunft. 

Das nette Rentnerpaar empfängt uns gut gelaunt und super nett. 

Wir sind die einzigen Gäste im Haus, werden mit frisch gezapftem, belgische Bier empfangen, bekommen ein super Abendessen, noch mehr Bier und Wein und Käse und "Pain au lait", ein selbgemachter Karamelpudding in Kastenform.


Die beiden konnten nur französisch. 

Wir unterhielten mit Händen, Füßen und Wörterbuch. 

Eine Mischung aus unbehaklichen Schweigen und fröhlichen Gestikulieren. 

Es war irgendwie großartig!

Gute Nacht

Recologne-Gy

Der Wecker klingelt.

Frühstück

Rucksäcke packen

wandern

ankommen 

essen

schlafen

Der Wecker klingelt 

Frühstück 


Eigentlich seit Tagen immer das gleiche und doch zu verschieden.

Ich glaube man kann das nicht verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt.


Jeden Tag ein anderen Ort, ein anderes Bett, andere Gastgeber. 

Wald ist nicht gleich Wald

Ein Feld gleicht nicht dem anderen

Eine Straße, ein Weg, ein Pfad. 

Immer anders. 


Heute war vielleicht die schönste Etappe bis jetzt. 

Unfassbare Wälder, großartige Ausblicke und tolle Pfade und Wege. 

Strahlend blauer Himmel, viel Wind, 25-28 Grad.

Aber nicht heiß, nicht drückend, sondern einfach nur toll.

Die Landschaft wird ab Mittag weit und offen.

Wir laufen über kleine Hügel, sehen in die Ferne so weit. 

Ich glaube nicht das es die Bilder wieder geben können. 


Aber das beste kommt bekanntlich zum Schluss. 

Wir kommen nach Gy und das Handy klingelt. 

Es sind Maurice und Kevin. 

Sie fragen wie es uns geht und wann wir ankommen. 

Den heute schlafen wir alle in einer Art Ferienwohnung. 

Ist für sechs Personen ausgelegt, aber wir vier sind "alleine" hier. 

Der Vermieter hat den Kühlschrank gefüllt, stempelt unsere Pässe, kassiert von jeden 30€ und ist verschwunden. 


Bei einem kühlen Bier wird kurz gequatscht, den gehen die beiden einkaufen, wir machen Spaghetti mit Gemüsesoße. 

Es wird gegessen, die beiden spülen. 

Morgen gehen wir weiter zu einem Kloster, 30 Kilometer von hier. 

Wir werden wohl früher starten, die beiden sind sehr fix unterwegs. 

Übermorgen haben wir ein vier Bett Zimmer in einem Hotel gebucht. 

Wieder 30 Kilometer. 


Das ist so krass. 

Vor fünft Tagen kannten wir uns alle noch nicht, heute essen, trinken, reden wir und buchen ein Hotelzimmer. 

Bei booking kostet es 130€.

Maurice ruft an. 

Für Pilger 110€

Es ist immer gut einen Franzosen dabei zuhaben*g*


Kevin ist 24

Maurice 67

Wir irgendwo dazwischen. 

Alle haben das gleiche Ziel. 

Wir in Etappen und die beiden wollen bis Compostella am Stück wandern. 

Vielleicht zusammen 

Vielleicht alleine

Egal

Es ist toll

Gute Nacht 



Gy-Abbaye d'Acey

Heute gibt es eine lange Etappe, drum klingelt der Wecker um 6 Uhr.

Frühstück wie gehabt, Kaffee machen wir uns selbst.

Um kurz nach sieben geht es los.

Die anderen beiden sind gerade Wach geworden und starten später.

Nach einer kurzen Verwirrung, weil sich in Gy der Jakobsweg teilt. 

Einer geht über Cluny, einer über Vézelay und auf dem sind wir leider.

Zum Glück nur ein paar hundert Meter, aber bis wir wieder in die richtige Richtung laufen wohl schon 1km.


Zunächst geht es wieder rauf und über eine kleine Straße in den Wald. 

Um diese Uhrzeit schön angehnem.

Weiter über einen Waldweg mit leichter Steigerung, dann höhehaltent. 

So 5 Kilometer bleibt es so, dann geht es kurz runter und über eine kleine Straße rauf ins Örtchen Autoreille.

An der Kirche vorbei, rechts herum, eine Mini-Straße rauf.

Über einen holprigen Pfad weiter rauf in den Wald.


In diesem Wald bleiben wir 10 Kilometer. 

Bäume, Sträucher, Lichtungen, Bäume, Bäume, Bäume und Sträucher und Bäume auch.

Oft Kilometer lang gerade aus, mal leicht rauf, mal runter.

Es gab schon spannendere Momente.


Kurz vor Marnay lichtet sich der Wald und über eine Schotterpiste gelangen wir auf eine kleine Straße, dann auf eine große.

Kurz über einen Bach, über eine Wiese, durch eine kleine Gasse und wir stehen mitten im Ort.

Rathaus, Restaurant, Bäcker, Döner-Laden, Touristen-Info.

Wir holen uns ein Stempel und ein Radler.

Viel mehr braucht der Pilger nicht.


An der schönen, kleinen Kirche vorbei und da hängt es!

DAS SCHILD!!

Von hier aus noch 2000 km bis Compostela!!


So ca. 6 h später erfahren wir das es erst JETZT 2000 km sind.


Über kleine und größere Straßen verlassen wir den Ort, kommen an einem großen Supermarkt vorbei (mit dem wir gar nicht gerechnet haben) und kaufen Wein, Käse und ein Baguette. 


Im Kloster wo wir heute übernachten, gibt es wohl nur eine Suppe und eventuell Brot dazu. 

Also lieber vorsorgen. 

Gestern haben wir schon so Instant nudeln im Plastikbecher gekauft.

Wiegt nix und kann zur Not auch nur mit heißen Wasser zubereitet werden.


Die nun folgenden 10 Kilometer sind schnell beschreiben. 

Fast immer gerade aus, fast immer auf Schotter und fast immer in den Ognon Auen. 

Die letzten drei Kilometer gehen wieder durch Wald und wir stehen vor dem Kloster. 

Um 17 Uhr sollte man spätestens da sein, es ist 16:15.

In dem kleinen Klosterladen bekommen wir unseren Stempel und man schickt uns in ein recht große Haus vor den Klostermauern.

Dort ist eine junge Frau, die erklärt uns alles.


Die junge Frau ist Bärbel die Pilgerrin von den ersten zwei, drei Tagen, gerade hier angekommen und weiß genau so viel wie wir. 


Da alle Zimmer gleich sind, 10 Betten pro Zimmer, nehmen wir einfach das erste. 

Kurze Zeit später kommen Maurice und Kevin und suchen sich auch ein 10 Betten Zimmer aus. 

Dann kommt der Abt, sagt das wir so gegen 19.30 das Essen an der Klosterküche abholen können, kassiert von jedem 25€ und ist verschwunden.


Gemeinsam gegen wir um 18.30 zur Vesper in das Kloster.

Wenigsten einmal sollte man auf dem Jakobsweg so was mitmachen, meinen wir. 


12 Möchne sind anwesend, zwei schätze ich so auf 50-60, der Rest wohl so 80 und älter.

Die Möche sitzen vor, wir und noch 5 weitere Besucher hinter.

Die echt große Kirche, für eine gar nicht so große Abtei ist völlig schmucklos, was leer.

So 45 Minuten singen die Jungs im Chor Lieder und beten Gebete.

Zwischendurch wir auch mal 5 oder 10 Minuten gar nichts getan, also Stille in der großen Halle aus Stein.

So eine unfassbare Stille! 

Singen können die übrigens alle. 


Dann holen wir die Suppe

Und das Fleisch, mit Reis und Gemüse und den Kartoffel-Thunfischsalat und zwei riesige Stücke Käse und zwei große Baguette und einen Rhabarber-Grieß-Auflauf.


Mitten beim Essen geht auf einmal die Tür auf und ein so ca. 19 Jahre alter, völlig fertiger Wandere/Pilger steht im Raum. 

Kommt auch aus Deutschland, geht auch Compostela(oder so weit er schafft) und hat heute 40 Kilometer hinter sich.


Den haben wir auch noch satt bekommen. 

Gute Nacht. 

Abbaye d'Acey-Mont Roland

Es ist 22.52 Uhr und ich komme jetzt erst zum schreiben.

Warum?

Weil wir bis gerade mit sechs Menschen die ungleiche nicht seinen könnten zusammen am Tisch im Restaurant des Hotels gesessen haben und sehr lecker gegessen und uns unterhalten haben.


Sandra und Ich.

Bärbel(57??)aus München die jetzt alleine Unterwegs ist, weil ihr Freundin (Ute) vor gut einer Woche leider die Reise abbrechen musste. Der Fuß hatte sich entzündet.

Sie war schon in Compostela und will nächste Jahr von dort zurück Pilgern. 

Maurice(67), der schon in Peru 6000 bestiegen hat und zwei mal im Himalaya war, auf Trekking Tour.

Kevin(24), der in Nürnberg gestartet ist und gern im Zelt, in der Natur schläft, aber die Tage im Hotel völlig genießt.

Ragna(20) aus Norddeutschland, der mit dem Zug nach Karlsruhe gefahren ist und auch bis Compostela will.

Hat wenig Kohle, aber Bock & Ergeiz.


Alle machen den Weg, jeder auf seine Weise, in seiner Geschwindigkeit, aus unterschiedlichen Interessen.


Ich hätte echt nicht gedacht, daß man hier auf diesem Stück des Jakobswegs so viele Leute trifft, mit denen man so gut auskommt. 


Morgen frühstücken wir zusammen und ob man sich dann wieder sieht?


Denn morgen Abend werden wir alle im selben Ort landen, aber nicht die gleiche Unterkunft haben. 

Maurice will auf den Campingplatz, Bärbel geht in ein Hotel, die Jungs wollen irgendwo im Wald campieren und wir haben eine Ferienwohnung gebucht.


Aber selbst wenn wir sie nie wieder sehen, vergessen werden wir die Zeit nicht und bis Cluny wird man sich vielleicht doch nochmal über den Weg laufen.


Auf den heutigen 30 Kilometer war wieder alles dabei, sogar Regen.

Dazu kamen wieder super schöne Waldpassagen, die eine oder andere Steigung, Asphalt und Teer Straßen & Wege. 

Unfassbare Aussichten, Verschlafene Orte, ein leckere Mittags-Snack. 

Zum Schluss ging es rauf zur mächtigen Kirche Mont Roland. 

Dort hinter ist direkt das Hotel, mit einem leckeren Restaurant. 

Tolle Menschen 

Toller Tag

Gute Nacht 

Mont Roland-St.Jean-de-Losne

Es ist 19 Uhr und ich sitze im Wohnzimmer unserer Ferienwohnung im DG und blicke auf die Saone.

Ich könnte auch auf dem Bett im Schlafzimmer liegen und auf den Fluss gucken. 

Dann gibt es noch ein Bad und eine Küche. 

Alles ist nagelneu oder mehr als super gepflegt.

Im Kühlschrank steht schon O-Saft und Milch und Obstsalat fürs Frühstück.

Toast, Marmeladen, Nutella steht auch schon bereit.

Wasser und Kaffee gibt es bis zum abwinken.

Coladosen sind eiskalt und kosten 1€.

Es gibt einen Eisschrank, der seinen Namen mehr als verdient.

4 Fächer voll mit Magnum, Vanilleeiswaffeln und Fruchteis im Hörnchen.

Kostet auch einen €.

Inklusive Frühstück kostet der Spaß 90€.

Hört sich teuer an, für die Gegend aber (leider) völlig normal. 

Gegenüber ist ein Hotel. 

Dort kostet ein einfaches Doppelzimmer 80€ ohne Frühstück. 


Nun aber bißchen was zur heutigen Tour. 

Vom Mont Roland geht es so 2 km über Wiesen und durch Wald. 

Sehr schöne Pfade bringen uns nach Sampans.

In Ort selber gibt es nicht viel, noch nicht mal Wegzeichen.

Doch mit Hilfe vom Pilgerführer ist es kein Problem den richtigen Weg zu finden


Dann geht es über kleine Straßen weiter.

Links Wald und Wiesen, rechts die Autobahn.

Es gibt schönere Ecken.

Auf einem BioBauernhof ist ein kleiner Markt aufgebaut.

Wir riskieren einen kurzen Blick, aber für Käse, Fleisch und Wein ist leider kein Platz mehr im Rucksack.


Dann wird es echt ungemütlich. 

Am Rande einer Schnellstraße geht es ein gutes Stück lang und die Autos fahren schnell.

Zumindest machen sie einen Bogen um uns und wirklich Rush Hour ist auch nicht. 


Durch St. Seine-en-Bach geht es weiter, wieder über eine Straße, die hat aber eine art Bürgersteig und es gilt Tempo 30.

Am Rathaus ist die Tür offen, wir greifen nach den Pilgerpässen und stehen dann leider doch nur in der Bibliothek. 

Das Rathaus ist eine Tür weiter und verschlossen. 

Die freundliche Bücher-Fee greift zum Telefon und ruft beim Bürgermeister an, der ist aber nicht zu Hause. 

Trotzdem mehr als Coole Aktion. 


Noch ein Stück an der Straße, dann nach rechts auf einen Radweg, dann nach links auf einen Treidelpfad. 

Wir haben die Saone erreicht. 

Die nächsten 10 Kilometer bleiben wir am Fluß. 

Mal auf Schotter, mal auf Gras, mal auf Asphalt, den Fluss fast immer im Auge. 


Schatten gibt es kaum und die Sonne am strahlend, blauen Himmel gibt alles.

Ab und zu gibt es die Möglichkeit direkt an den Fluss zu kommen und unter schattigen Bäumen die Ruhe, das Wasser und die Landschaft zu genießen. 

Wir haben heute Zeit, es sind insgesamt nur 20 Kilometer und nutzten alle Möglichkeiten. 


Als wir schließlich St.Jean-de-Losne erreicht geht es erstmal zum Supermarkt und dann in die Touristen Info. 

Getränke, Abendessen und Stempel werden gesichert. 


Im DG des einfachen drei Stöckigen Gebäude, bekommen wir erstmal eine kleine Erklärung was wo ist, wir bezahlen und haben die Bude für uns. 

Erstmal Fenster auf und Aussicht checken. 

Und wer kommt da gerade über die Brücke der Soane? 

Maurice, Kevin und Ragnar. 

Wir wieder runter und den Abend klar gemacht. 

Die drei Zelten auf dem Campingplatz, so 600 m von unsere Butze. 


Heute isst jeder für sich und danach noch Bier für alle. 

Tütensuppe, Brot und Nüsse für die Camper. 

Omelett mit Speck, Salat und Käse für uns. 


Danach spazieren wir über die kleinen Flusspromenade.

Hat schon leichtes Mittelmeerflair. 

Vier, fünf Restaurants, alle gut besucht, das Wasser, die Sonne, die Temperaturen. 


Danach geht es weiter zum Campingplatz, mal schauen wie die drei so wohnen. 

Drei Leute, zwei Zelte,zwei sehr kleine Zelte. 

Ragnar ist nur mit Schlafsack unterwegs. 

Fragen kost ja nix und Sandra ruft unseren Vermieter an. 

"Ne, kein Problem und Wehe ihr lasst den jungen Pilger auf dem Bodenschlafen, das Sofa im Wohnzimmer kann man ausziehen! 

Eigentlich kostet das ja dann extra, aber ich mach mal ne Ausnahme" 


5 Minuten später bekomme ich dann ne Nachricht vom Vermieter. 

"Ich habe noch ein Satz Handtücher vor die Wohnung gelegt" 


Wir haben ja schon einiges Erlebt, aber diese Reaktion ist so unfassbar großartig.  

Mir fehlen die Worte. 


Dann geht es für zwei, drei Bier zurück auf die Promenade und jetzt ist es 0.25 Uhr und ich schreibe das noch schnell alles auf. 

Dann ist aber Licht aus!! 

Gute Nacht

Jean-de-Losne-Abbaye Citeaux

Heute ist Sonntag, heute wird ausgeschlafen.

Der Wecker Klingelt um 7.45 Uhr, Frühstück, Rucksack packen und um 9.30 Uhr geht es los.

Ragna läuft mit, das Team Zeltplatz startet später. 

Es geht an den "Canal de Bourgogne" und über ein schönen, meist schattigen Schotterweg schnurgerade nach Norden. 


Nach 6 km verlassen wir den Kanal. 

Ragna hat uns vor ein paar Kilometer verlassen. 

Erst waren wir zu schnell. 

Dann er. 


Über eine Brücke, die gleichzeitig auch Staumauer für die kleine Schleuse ist, kommen wir nach Brazey-en-Plaine. 

Große und kleine Straßen bringen uns ins Zentrum der Stadt, zur Kirche, zum Rathaus und zu einem offenen Supermarkt. 

Hier man mache Supermärkte auch Sonntags auf. 

Aber die Taschen sind noch gut gefüllt und so geht es einfach weiter. 


Weiter über die Asphalt-Pisten der Stadt.

Jetzt scharf nach links und ab ins Feld.

Wir bleiben auf Teer & Asphalt und wandern weiter durch Weizen und Raps.

Dann über einen Feldweg nach Magny-lés-Aubigny, allerdings ist für uns der Weg nur an den Rand des kleinen Dorfes.

Dafür geht es an einer großen, schönen Villa vorbei.

Mit Park, Stallungen und Wirtschaftsgebäuden.


Nur ein kleines Stück Straße und endlich wieder Wald. 

Sonne und blauer Himmel mit vereinzelten Wolken ist schön. 

28 Grad eher hinderlich beim Wandern.

Der Wald bietet Schatten, etwas kühlung und einen Schotterweg.

Immer gerade aus.

Aus Schotter wird hohes Gras und es geht tiefer in den Wald.


Dann scharf nach links, an einer gerodeten Lichtung vorbei, auf die Landstraße. 

Die D 8 ist breit und nur von wenigen Autos genutzt.

Die geben aber fast wieder alles am Gaspedal.

So knapp 3 Kilometer bleiben wir auf dem Teerstreifen, biegen kurz auf die D 996 und auf der ist richtig was los.

Wir biegen zum Glück nach ein paar Hundert Metern auf einen Feldweg und erreichen das Kloster.

Hier kann man erst seinen wenigen Wochen übernachten.

Maurice hat das gestern Abend irgendwie rausbekommen und alle fünf haben die Halbpension gebucht.

Pro Nase 34 €.


Und das wird unsere letzte in der kleinen, aber mehr als feinen Pilgergruppe werden. 

Maurice geht morgen direkt Richtung Beaune und besucht ein, zwei Tage Freunde in der Nähe. 

Kevin geht den gleichen Weg und weiter nach Compostela. 

Ragna Entscheidet morgen früh und wir gehen noch einen kleinen Bogen (über den Hauptweg) und erreichen Beaune erst übermorgen.

Bärbel hatte ich heute morgen noch geschrieben das wir im Kloster sind, sie hatte aber schon etwas anderes gebucht, geht morgen auch die Hauptroute weiter und schläft in der gleichen Stadt wie wir. 

Vielleicht sieht man sich ja nochmal unterwegs, aber gewiss ist es nicht.


Es war echt super toll mit den dreien zu Wandern, zu Pilgern, zu Reden, zu Trinken, zusammen zu Sein. 

Die werden andere Leute treffen, wir werden andere Leute treffen.

Aber für uns waren es die ersten mit denen wir Tagelang unterwegs waren, nicht jeder Meter, nicht jeden Schritt, nicht jede Nacht.

Aber immer wieder und es war immer lustig, unterhaltsam, informativ und einfach gut!

Ich wünsche allen noch wunderbaren Tag Wochen, Monate auf ihrer Reise nach Santiago de Compostela. 


Wir sind jetzt genau 2 Wochen unterwegs und haben schon (oder erst?) 325 km geschafft. 

Bis Cluny sollten wir locker kommen, eventuell auch noch etwas weiter. 

Sandra hatte die eine oder andere Blase am Fuß, unterwegs wird mein Rucksack schon oft immer schwerer und die Mückenstiche sind zahlreich. 

Abends beim Wein oder Bier beim quatschen oder nix tun, ist alles wieder gut (meistens*g*). 

Aber es ist alles so toll und wir bereuen keine Sekunde diesen Weg 2019 angefangen zu haben. 

Gute Nacht


Citeaux-Nuits-St-Georges

Bevor es um heute geht, kurz noch mal nach gestern Abend.

Wir kommen in den Speisesaal, setzen uns an unseren Tisch.

Es ist unser, weil für fünf Gedeckt.

Eine Gruppe von fünf Frauen und ein Typ kommen rein, grüßen und setzten sich an den anderen Tisch. 

Ein Mönch kommt rein und schiebt einen Rollenwagen vor sich her. 

Brot, Salat, Käse. 

Er ist freundlich, stellt die Sachen auf den Tisch und bitte um Ruhe. 

Er spricht ein Gebet, sagt das beim Essen nicht geredet werden darf und macht die Mucke an.

Im Hintergrund laufen leise Kirchengesänge und wir essen schweigent.

Gerade als ich denke" ist jetzt aber nicht so viel auf der Gabel" kommt  er wieder rein. 

Diesmal mit zwei großen Alubehältern.

Eins mit Broccoli-Zucchini-Gemüse.

Eins mit Putenfleisch in Soße.

Und ne Flasche Wein.

Geht doch*g*.


Das Essen ist echt gut und es gibt sogar noch Nachtisch, so eine Art Bratapfel. 

Aber jetzt wird es komisch. 


Die Ladys vom Nebentisch( der Typ ist verschwunden) fangen plötzlich an wie wild ihren Tisch abzuräumen und alles aus dem Raum zutragen. 

Das tuen Sie dann auch an unserem Tisch . 

ABER WIR ESSEN NOCH!

Maurice fragt was los ist. 

Ja, man muss alles selber wegräumen und in der Küche nebenan spülen und dann wieder in den Schrank stellen und die Abendandacht fängt gleich an

ABER WIR ESSEN NOCH! 

Und bis zur Andacht sind es noch 45 Minuten. 

Wir essen in Ruhe auf, die Frauen wuseln um uns rum. 

Als wir fertig sind bringen wir alles in die Küche, spülen und räumen alles in den Schrank. 

Die Frauen wuseln um uns rum. 

Alle sind dabei sogar recht freundlich und wollen wohl auch nur helfen (weil wir auch noch nie gespült haben), aber eine, diese eine ist mürrisch und schlecht gelaunt und guckt auch irgendwie fies. 


Ich glaub so könnten die Hexenverfolgungen angefangen haben.*g*


Abends trifft Maurice nochmal zwei von den Damen und eine entschuldigt sich dann auch für ihr Auftreten. 

Sie leben seid ein paar Tagen unter den Mönchen im Kloster um ein Buch zu schreiben, über das Leben im Kloster und hier gibt es halt recht strenge Regeln. 

Und der Mönch, der für das Essen zuständig ist muss zur Andacht alles in Ordnung haben, da er nach der Andacht schlafen muss, weil er um 4:30 h aufsteht. Er ist auch für das Essen im anhängendem Hotel zuständig. Hätten die Damen, daß vor dem ganzen Theater erwähnt, wären wir nicht sauer gewesen! Ausserdem waren nachdem alles sauber und für das Frühstück eingedeckt war noch mehr als 20 min Zeit bis zur Abendandacht! 


Wir gönnen uns nach dem etwas aufregenden Abendessen noch eine Flasche Wein.

Eine habe ich fast immer im Rucksack, manchmal trage ich die zwei, drei Tage mit mir rum. 

Manchmal kaufe ich halt ne neue. 

Abends, nach einer gelungenen Etappe, nach einem tollen Tag, einen guten Tropfen auf dem Zimmer, auf einer Bank vor dem Haus. 


Und gestern tranken wir auf den Abschied. 

Mit Maurice waren wir jetzt fast anderthalb Wochen unterwegs. 

Mit den beiden Jungs eine Woche. 

Wir gehen über Nuits  St. Georges, die drei direkt nach Beaune. 

Ob wir uns nochmal wieder sehen auf dem Weg, wer weiß?? 


Aber heute morgen wird erstmal zusammen gefrühstückt. 

Pulverkaffee und Brot. 

Marmeladen und Haselnusscreme. 


Dann wird sich verabschiedet, umarmt und einen guten Weg gewünscht. 

Geweint wird nicht, war aber knapp. 


Wir verlassen das Kloster, gehen über eine Straße, die bringt uns in einen Wald. 

Es sieht nach Regen aus, dementsprechend gekleidet. 

Nach 2 Kilometer klart es wieder auf und die Sonne lugt hinter abziehenden Wolken hervor. 

Zunächst geht es über breite Forstpisten durch den noch kühlen Wald, dann weiter durch hüfthohes Gras. 

Kurz durch ein Feld, dann wieder Wald. 


Über einen Feldweg geht es weiter, dann über eine kleine Straße nach St.Bernard.

Neben dem Rathaus machen wir Pause. 

Hier gibt es einen Baguette-Automat. 

Für 1.10 € ziehen wir uns ein Baguette und das schmeckt sogar. 

Der Automat wird jeden Morgen frisch gefüllt. 

Im Rathaus gibt es noch ein Stempel und weiter geht es nach Gilly-lés-Citeaux. 

Allerdings wieder mal über eine Straße. 

Der Ort ist sehr schön. 

Alte Gebäude, eine tolle Kirche und ein kleines Schloss. 


Und dann wird es noch schöner. 

Wir erreichen die Weinberge der Bourgogne. 

Weinreben so weit das Auge reicht. 

Sanfte Hügel und alte Dörfer. 

Über Asphaltpisten wandern wir durch die sanften Hügel und kommen nach St. Georges. 

Unser gewähltes Hotel ist einen Kilometer vom Ortszentrum entfernt. 

Ein Kilometer auf einer breiten, gut genutzten Straße Richtung Autobahn. 

Einkaufen im Supermarkt direkt gegenüber. 

Lecker Essen direkt gegenüber. 

Gute Nacht. 

Nuits-St-Georges - Beaune

Gestern hatte ich keine Lust mehr zu schreiben.

Waren wohl "nur" so 21 km paar den ganzen Tag durch die Weinberge oder über offenes Feld. 

Sonne, keine Wolken und so 22-28 Grad. 

Fühlten sich an wie 33 Grad. 


Nach der Übernachtung im Ibis Budged am Stadtrand ging es erstmal zurück in den Ort.

Sandra in die Apotheke

Ich in die Touri-Info.

Sandra Medizin.

Ich Stempel.


Dann über kleine Straßen raus in die Weinberge. 

Und mehr kann ich eigentlich nicht schreiben. 

Denn da bleiben wir wie gesagt den ganzen Tag. 

Ohne größeren Höhenunterschied ging es über Asphaltpisten oder Schotterwege durch den Wein. 

Dann mal durch endlose Weizenfelder um zurück zum Wein zu kommen. 

Comblanchien

Corgoloin

Ladoix-Serringny

Aloxe-Corton

Orte wo vielleicht der eine oder andere Weinliebhaber feuchte Augen und Speichelfluss bekommt. 

Für uns einfach nur schönen, kleine Orte mit meist schönen alten Häusern. 


Es war echt warm und auf der ganzen Etappe echt wenig Schatten.

So schön die Gegend auch ist, so anstrengend kann sie sein.


Kurz vor Beaune tauschten wir die Weinberge mit der großen, breiten Bundesstraße.

Heißer Asphalt plus viele Autos und noch mehr LKWs.

So ein Pilgerweg ist nicht immer schön.

Obwohl ich das eigentlich auch gut und zum Teil sehenswert finde.

Industriegebiete, Autowerkstätten am Straßenrand, Plakatwände und nicht immer ganz so schöne Vorstädte.


Aber heute was es nur heiß.


Nach einem guten Kilometer sind wir aber endlich in der Altstadt von Beaune und die ist echt schön.

Wir haben für wenig Geld eine Unterkunft mitten in der Altstadt gebucht.

Hier bleiben wir nämlich einen ganzen Tag. 

Also zweimal schlafen für 99€.

Da erwartet man ja nicht so viel. 

Das haben wir bekommen. 

Nicht viel. 

Ein Bett, ein kleines Bad, einen Stuhl, einen Wasserkocher, eine Mikrowelle, einen Fernseher.

Mehr brauchen wir ja auch eigentlich nicht, der Fernseher ist sogar vollkommen überflüssig, dafür gibt es immhin zwei Weingläser und zwei Tassen, aber ein zweiter Satz Handtücher wäre schön.

Nach einer Email an den Vermieter wurden die aber zügig nachgeliefert.


Und dann der Beginn unseres Urlaubstages. 

Also heute und morgen bleiben wir an diesem echt schönen Ort und essen und trinken und flanieren. 

Am Donnerstag geht es dann weiter Richtung Cluny. 

Aber jetzt wird erst gechillt. *g*

Gute Nacht 


Hier noch eine kleine Stadtführung durch Beaune und noch etwas für den leeren Magen.


Beaune-Collogne

Drei Tage waren wir lange unterwegs.

Drei Tage hatten wir wenig bis garkein Internet. 

Heute sind wir so 10 km vor Cluny in einem wunderschönen Chambre de hotes untergekommen.

Eigentlich wollten wir heute Abend schon in Cluny sein, aber ich fange mal am Anfang an


Nach dem "Ausruhtetag" in Beaune, ging es morgens recht früh los.

Also ausruhen heißt bei uns so 10 km durch die Stadt wandern, hier mal gucken, da mal durch die Gasse schlendern, da vorne sieht auch toll aus, laß mal hin gehen.

Dann waren wir noch in einem Sportgeschäft und haben uns zum Hochzeitstag erstmal ein kleines Zelt gekauft. *g*

Das mit der Plane war ja nett gemeint, aber genutzt haben wir die nicht. 

Mit dem Zelt soll aber alles anders werden. 


Lecker Essen waren wir natürlich auch noch und die eine oder andere Tasse Wein gab es natürlich auch. 


Also, früh raus und erstmal frühstücken. 

Einen Plan für heute haben wir auch. 

So weit wie wir kommen und dann das neue Zelt ausprobieren. 


Wir verlassen die Stadt wie gewohnt auf kleinen und größeren Straßen und kommen schnell wieder in die Weinberge.

Über Asphalt-Pisten weiter, mal durch einen kleinen Ort, dann wieder rauf in den Wein und runter durch die nächste Verschlafene Ortschaft.

Es geht nie wirklich steil rauf oder runter, aber flach ist es auch nicht.

Dann verdunkelt sich der Himmel immer mehr und in der Ferne hört man schon den Donner.

Wir sind noch ein gutes Stück vor Meursault und mitten auf freiem Feld.

Das schaffen wir noch!

Als wir vor dem kleinen Dorfladen stehen, fallen die Tropfen.

Da gönnen wir uns doch erstmal ein kleines erfrischendes regionales Bier. 

Der Himmel sieht aus, als würden wir gleich ertrinken und nix passiert, außer so 87 Tropfen. 


Ein Mann räumt gerade seine Tische auf einem kleinen Platz zusammen, sieht das ich ungläubig in den Himmel starre, kommt rüber und erklärt (auf französische natürlich, aber ich verstehe ihn genau).

"Du musst nicht nach oben gucken, guck nach unten, dann regnet es auch nicht"


Also guck ich nach unten und es hört nach ein paar Minuten auf!


Wir gehen weiter ins Zentrum, holen uns einen Stempel im Rathaus und Getränke und einen Snack im Supermarkt.


Raus aus dem netten Örtchen, rein in die schönen Weinberge. 

Die Wolken haben sich verzogen, die Sonne lacht und es ist heiß.


Bis Remigny, was so gut 10 Kilometer sind bleibt es beim Wein und den Hügeln. 

Dann ändert sich erstmal alles. 

Wir sind am "Canal du center" angekommen.

Der schöne Weg schlängelt sich am schönen Kanal vorbei.

Warum hier zunächst viele Kurven eingebaut worden sind, keine Ahnung.

Aber schön ist es echt hier.

Sanfte Hügel, Wiesen und der Kanal.

Was für eine Abwechslung nach den ganzen Weinbergen.


Bis Changy bleiben wir am Wasserlauf, biegen den rechts ab und wandern über einige Straßen weg vom Ort.

Hier hätte die Etappen eigentlich geendet,aber was sind schon 22 Kilometer! *gg*


Es geht weiter über Pfade durch tollen Kiefernwald und es geht rauf. 

Nicht heftig, aber stetig. 

In Rully halten wir noch kurz in einem kleinen Supermarkt, gönnen uns ne kalte Cola und ein kaltes Bier und verlassen den Ort.

Jetzt geht es merklich steiler nach oben, aber wir wollen noch etwas weiter weg vom Ort um einen geeigneten Zeltplatz zu finden.


Nach insgesamt fast 29 km haben wir eine gute Stelle gefunden. 

Nah am Weg, aber gut versteckt. 

Zelt steht schnell, jetzt erstmal einen warmen Nudeltopf. 

Also, diese Pappbecher mit Nudeln und Dinge die Geschmack geben. 

Doch der Kocher will nicht, die Gaskartusche hat aus Gründen ein Loch und ist leer. 

Ich mach es kurz. 

Ich schmeiße die ganze Scheiße in den Wald

Also nicht wirklich in den Wald. 

Bei unserem Zeltplatz stand vor Jahren wohl mal so eine kleine Hütte, so eine Art Schrebergarten.

Alles kaputt, alles voll Müll und halt etwas mehr.


Viel schlimmer ist allerdings, daß wir morgen Früh keinen Kaffee kriegen. 



Ein Morgen ohne Kaffee, ist kein schöner Start in den Tag.

Geschlafen haben wir auch nur so halb gut, weil wir beim aufbauen nicht gemerkt hatten das es leicht schräg war. 

Bedeutet man ist mit den Luftmatratzen immer wieder nach vorn rutscht. 


Naja, irgendwas ist ja immer. 

Alles zusammengepackt und weiter geht's. 

Das Ziel heute, so weit wir kommen. 


Zunächst geht es noch etwas höher und das nachdem wir einen Weinberg hinter uns gelassen haben, über einen superschmalen, teils verwachsenden Pfad durch Kiefernurwald. 

Moos, Flechten, knochige Bäume.

Sehr toll!

Dann über Felder noch etwas höher und steil runter nach Mercurey.

Here we are, born to be Kings... 

Hier finden wir den erhofften Bäcker. 

Zum Kaffee gibt es einen Croque Monsieur. 

Ein Toast mit Schinken und Schmelzkäse und das dann mit Käse überbacken. 

Herrlich. 

Stempel beim Bürgermeister und Getränke beim Supermarkt. 


Über eine sehr steile Straße verlassen wir den Ort. 

Kommen an alten, wuchtigen Villen vorbei, gehen durch Wald, wandern durch den Wein. 

Die Landschaft wird offener und man hat tolle Ausblicke. 

Vor allen auf den knapp 500 m hohen Hügel auf den wir gleich drauf müssen. 

Aber erstmal runter ins Tal, sonst macht das nur halb soviel Spaß. 

Hatte ich schon erwähnt das es wieder so 28 Grad hat?! 


Wir kommen durch St. Martin, aber nur ganz kurz, dann geht es rauf.

Über einen steilen, steinigen Pfad gerade aus den Berg hoch.

Die sehr schönen Kiefern geben zunächst wenig Schatten.

Weiter rauf jetzt durch den herrlichen Kiefernwald.

Der Boden ist jetzt weicher, Nadel federn den Gang.

Viel Moos an den Bäumen und die Sonne knallt wenn sie kann durch das Gehölz.

Wir kommen uns vor wie auf den Kanaren!


Noch etwas höher, der Wald mach Platz für eine windige Hochebene.

Vereinzelte Büsche, viel Grass und unfassbare Aussicht.

Darum quält man sich hier rauf.

Eine ganze Zeit geht es hier oben weiter, dann über eine eingezäunt Weidefläche.

Wenn das Gatter geschlossen ist, bitte hinter sich wieder zumachen.

Tiere sind aber keine da und wir kommen bis ans Ende der Hochebene.

Diese Aussicht.

Unbeschreiblich!


Über einen Schotterpfad geht es wieder runter bis nach Russilly, wo wir den offiziellen Jakobsweg verlassen und über die Variante weiterwandern.

Die Variante ist eine umgebaute Bahnstrecken, die jetzt als Rad und Wanderweg genutzt wird. 

Keine Berge und ohne Umwege direkt bis Cluny. 

So 15 Kilometer vor Cluny verläuft dann der Jakobsweg auch auf dieser Trasse. 


Da wird heute morgen Nachricht von Maurice und den Jungs bekommen haben, die uns so einen Tag voraus sind ist das ein zusätzlichen Anreiz diesen Weg zu nehmen. 


Über eine kleine Landstraße verlassen wir Russilly, kommen noch durch ein anders Dörfchen, überqueren die Nationalstraße und kommen auf den Radweg. 


Eine geterrte, gerade Fläche durch eine Wiesen und Felder Landschaft. 

Mal ein paar Bäume, mal ein Wald. 

Zunächst ein paar Kurven und dann Kilometerweit gerade aus.

Die Fernblicke sind toll, der Teer heiß, das Laufen einschläfernd.


Ein Ziel haben wir nicht direkt, in Buxy gibt es ein Supermarkt und dann noch etwas weiter.

Irgendwo wo Wald ist.


In Buxy ist direkt am Wegesrand, im alten Bahnhofsgebeude die Touristeninfo.

Ein Stempel mehr im Pilgerpass.

Der Supermarkt hat gefühlt seid einem Jahr zu.


Im Restaurant gegenüber vom Radweg gibt es Bier & Cola. 

Dann finde ich plötzlich beim Suchen nach einen geeigneten Waldstück einen Campingplatz ca. 1 km vom Radweg. 

Allerdings noch fast 8 Kilometer von uns weg. 

Sandra ruft an, wir können kommen und wenn die Rezeption zu hat sollen wir uns in der Pizzaria vom Campingplatz melden. 

Acht Kilometer ist noch weit und der Asphalt-Teer-Belag und die Hitze hat ganz schön geschlaucht.


Wir gehen los. 

Um 20.30 nach 12 h wandern und 31 Kilometer kommen wir an den sehr schön gelegenen kleinen Campingplatz an.

Im Schatten von Bäumen, mit See, einen kleinen Schwimmbad und einer Pizzaria.

Der Wirt gibt uns erstmal ein Glas Wasser.

Ich glaube wir sehen echt fertig aus!

Zelt auf gebaut, geduscht und eine riesen Pizza verdrückt und drei Bier getrunken.

Mehr kann man nach so einen Tag nicht wollen.

Gute Nacht.

(der heutige Tag gibt es dann morgen Abend und den morgigen Tag auch*g*) 

College-Cluny

Die Nacht im Zelt war gut, wir sind nicht gerutscht und mit dem quarken der Frösche vom See eingeschlafen.

Kaffee gibt es natürlich nicht, Restaurant und Rezeption sind noch geschlossen. 

Gegenüber bei den beiden Holländer ist der Frühstückstisch schon gedeckt, aber so richtig Bock rüber zu gehen um nach zwei Tassen Kaffee zu betteln haben wir auch nicht. 


Noch schnell die Hotels und Unterkünfte in Cluny gecheckt, alle belegt.

Also ALLE!!

Naja, einen Zeltplatz gibt es auch.

Wir rufen aber nicht an, was eine gute Entscheidung werden wird. 


Runter vom Zeltplatz, einen Kilometer die Straße rauf und wir stehen wieder auf der Asphalt-Schlange.

In so 5 km kommen wir nach Saint-Gengoux.

Dort gibt es einen Bäcker und einen Supermarkt, also wenn es dort noch einen Bäcker und einen Supermarkt gibt.


Nach zwei, drei Kilometern fangen Sandra's Füsse wieder an weh zu tun. 

Die Blasen, die schon fast wieder weg waren haben Blasen bekommen.

Wir haben oft Pause und kommen irgendwie nach St. Gengoux. 

Das Zentrum liegt knapp einen Kilometer vom Radweg entfernt und oben. 

Über eine kleine Straßen mit zum Teil sehr, alten Häusern im sehr schlechten Zustand wagen wir den Abstecher.

Ob es hier echt noch Kaffee gibt??


Wir biegen um eine Ecke und stehen quasi im Schlaraffenland.

Ein Bäcker, ein kleiner Markt, Menschen und eine echt schöner Ortskern.

Kaffee, Saft, Käse-Schinken-Baguette und ein Eclaire.

Der Magen jubelt.

Die Füsse nicht.

Weiter zum Supermarkt( er ist da und offen!!).

Getränke, Käse, Wurst, Wein und neue Blasen Pflaster und Schuheinlagen.


Da es in Cluny sowieso keine Unterkünfte gibt und die Füsse auch nicht wollen, planen wir um. 

In Taizé werden wir fündig. 

Ein chambre de hotes hat noch ein Zimmer frei, die Frau spricht sogar unsere Sprache und sagt wir können kommen, wann wir wollen. 

Bis Taizé sind es übrigens fast 12 km. 

Aber Super-Wander-Woman schafft das!

Ich würde bestimmt mit einer Miniblase am Fuss sterben und Sandra quält sich bis zum Ziel. 

UNGLAUBLICH GROSSARTIG!!! 


Zur Strecke selber ist nicht viel zu sagen. 

Radweg und meist gerade aus. 

Dazu kommt immer noch die Hitze, aber die Landschaft links und rechts sind sehr schön. 

Hügel, Wiesen, Felder, Wald, Kühe, mal ein alter Bauernhof oder die verlassenen Bahnhofsgebäude der ehemaligen Zugstrecke. 


In Taizé angekommen liegt die Unterkunft direkt an der kleinen Zufahrtsstraße vom Ort.

Ein wunderschönes, altes Haus in Top Zustand.

Mit riesigem Garten, drei Katzen,(Sandras neue beste Freunde) Sonnenliegen, Bänken & Stühlen im Schatten von großen Bäumen und eine sehr nette Gastgeberin.

Unser Zimmer ist hübsch eingerichtet und man traut sich gar nicht die Rucksäcke irgendwo hin zustellen.

Das Bad ist groß und einen Kaffee zur Begrüßung bekommen wir auch noch.


Käse & Wurst & Brot & Wein lassen wir uns auf der tollen Veranda schmecken. 

Das Frühstück wird an einem großen Tisch im Garten kredenzt, mit Blick auf die Felder.

Selbstgemachte Marmeladen, selbstgemachter Kuchen, Obst, Käse, Saft, Müsli und Kaffee.

Die Sonne versteckt sich hinter Wolken und Sandras Füsse haben sich auch etwas erholt. 

Heute nur 10 Kilometer bis Cluny. 

Kann ein Tag besser beginnen?!?!


Die Strecke ist wie gehabt. 

Schön ist das Kilometerrunterreißen auf dem Radweg echt nicht. 

Aber die Landschaft macht es erträglich, doch halt wer sitzt denn da auf der Bank? Wir treffen wahrscheinlich zum letzten Mal Bärbel, die Gesten in Cluny angekommen ist und jetzt noch ein paar Tage in der Communaute de Taizé verbringt und mitte nächster Woche heimfährt. Eine schöne Überraschung und ein noch schöneres Gespräch zum Abschied.

Nun sind es nur noch wenige Kilometer auf dem Asphalt und es ist ja nur ein Bruchteil auf vielen, vielen Kilometern. 

Apropos viele, viele Kilometer.

Heute ist Sonntag und wir sind genau vor drei Wochen gestartet.

Wenn wir nachher in Cluny angekommen sind haben wir fast 460 Kilometer hinter uns.

Und wir haben ja noch eine ganze Woche.

Nach der kleinen Etappe heute, wird es mal gechillt und morgen geht es weiter.

Dann heißt es wieder Höhenmeter sammeln.

Nach Cluny wird es hügelig und sogar bergig.


Wir kommen früh an, dürfen aber schon einchecken. 

Rucksäcke ab, Wanderstöcke weg und auf einen Stadtbummel in die mittelalterliche Stadt. 


Das soll es gewesen sein bis hier hin. 

Ob ich ab morgen noch ordentlichen Empfang habe oder nach bestimmt anstrengenden Höhenmeter fressen Bock habe zu schreiben, wer weiß. 


Aber berichten werde ich auf jeden Fall. 

Bis denne



Cluny-Tramayes

Da bin ich schon wieder.

Unser schönes, kleines Hotel in Tramayes direkt auf dem Jakobsweg hat nicht nur ein bequemes Bett und ein echt großes Bad, sondern auch WiFi. 


Nach dem Frühstück im Hotel, wo es sogar Käse & Wurst gab, mussten erstmal Sachen erledigt werden. 

Getränke und Nahrung für den Weg. 

Kippen für die nächsten Tage, wer weiß ob noch etwas kommt. 

Zigaretten gibt es in Frankreich nämlich nur in Zigarettenladen und sonst nirgends. 

Über den Preis reden wir lieber nicht.

Und alle rauchen hier. 

Dann ging es zur Post. 

Auch wenn wir nur noch eine Woche unterwegs sind wollen wir Ballast loswerden. 

Jacken, Espressokanne (ihr wisst ja wo der Gaskocher liegt*g*) und auch der Pilgerführer kann zurück.

Der ging nur bis Cluny. 

Fast 3,5 kg wurden für 23€ nach Hause geschickt. 

Mal sehen wer eher wieder in Witten ist?!


Noch ein paar Meter durch die kleine Einkaufsmeile, dann nach links und steil die Straße rauf.

An einer kleinen Kirche vorbei und durch ein altes Stadttor verlassen wir Cluny.


Über eine Straße noch weiter rauf, an alten und neuen Häusern vorbei. 

Es wird spürbar ländlicher. 

Die Straßen werden zu Pisten und die führen uns durch den Wald.

La Grosne heißt der Fluss unten im Tal, wir sind höher.

Über schöne Waldwege, mal Steinig, mal weich geht es meist höhehaltent weiter.

Die Aussicht über das Tal hinüber zu den bewaldeten Hügeln oder den bewirtschafteten Hängen ist grandios.

Ich glaube leider nicht, daß die gemachten Fotos das wiederspiegeln können.


Denn ganzen Morgen ist es schon stark bewölkt und es sieht nach viel Regen aus. 

Aber noch bleibt es trocken. 

NOCH!


Nach gut 7 Kilometer wechseln wir die Talseite, kommen durch Sainte-Cécile und verlassen den Ort schon wieder.


Jetzt geht es rauf oder besser gesagt ab jetzt. 

Zunächst über eine Schotterpisten. 

Die Wolken werden immer dunkler, es donnert. 

Dann über eine kleine Straße Richtung eines riesigen Waldgebiete.  

Es fängt an zu tröpfeln. 

Wir erreichen den Wald ran. 

Es fängt an zu regnen, stark an zu regnen. 

Zum Glück bieten die ersten Bäume etwas Schutz und wir ziehen die Regensachen an. 

Fünf Kilometer durch wunderschönen Wald. 

Die Bäume halten den meisten Regen von uns ab. 

Doch einiges kommt natürlich durch das Blätterdach und das ist auch gut so. 

Es hat schon lange hier nicht mehr geregnet und die Natur freut sich bestimmt mehr als wir über diese Dusche. 


Trotzdem ist es herrlich hier im Wald.

Es riecht nach nassen Gras, nassen Boden, nassen Holz.

Außer dem Regen und unseren Schritten hört man nichts.

Meist geht es über einen steinigen, breiten Waldweg durch den oft dichten Wald, aber auch durch Ginsterbüsche und anderes Gestrauch müssen wir uns schlagen. 


Dann hört es auf zu regnen und wenig später verlassen wir das Gehölz, kommen durch Wiesen und Felder in ein kleines Tal.

Über eine Schotterpisten geht es an ein, zwei Bauernhöfen vorbei.

Blitze zucken über unseren Köpfen und der gewaltigen Donner folgt sofort.

Dann schüttet es aus Kübeln.

Wir rennen ein kurze Stück eine kleine, steile Straße rauf und schlagen uns ins Unterholz.


Nach 30 Minuten hört der Regen langsam auf und wir wagen uns wieder aus den Wald.

Die steile Straße weiter hoch, immer weiter hoch bis auf so 640 hm.

Die Aussicht nach links und rechts ist großartig.

Leichter Nebel steigt in den Wäldern der noch höherligenden Hügel (oder Berge, wann wird ein Hügel eigentlich zum Berg??) auf, die Sonne wagt sich langsam wieder raus.

Verstreute kleine Orte zwischen Feldern, Wiesen oder kleine Wälder werden gesichtet.

Eine echt geile Gegend hier!!


Von nun an geht es fast immer sanft Bergab. 

Mal kleine Pfade, mal kleine Straßen, mal über Schotter, mal über Asphalt.

Nach knapp 20 Kilometern erreichen wir Tramayes, gehen durch den netten Ort und gelangen zum Hotel. 

Morgen geht es dann wohl richtig hoch hinaus. 

Vielleicht ohne Regen. 

Schauen wir mal. 

Gute Nacht. 


Tramayes-Azole

Und schon wieder haben wir WiFi.

Wir sitzen auf der Holzverander, vor der kleinen Holzhütte mit Küche, Bad und SchlafWohnRaum blicken auf einen kleinen See und trinken ein kühles Bier.

Aber wie sind wir hier gelandet?


Gestern morgen nach dem französischen Frühstück, in dem kleinen, schönen Hotel ging es wieder los.

Ich habe ja nix gegen Marmeladen, aber so langsam kann ich kein süßes Frühstück mehr sehen.

Die Baguette schmecken immer anders (ja, so was geht) und die Croissant sind immer lecker, aber jeden Morgen immer Marmelade, Marmelade, Marmelade.

Habe gerade Eier und Wurst gekauft, morgen früh wird alles anders!


Wir verlassen den Ort wie immer über kleine Straßen und wie fast immer geht es nach oben. 

Heute morgen aber mal so richtig. 

Aus Straßen werden Wege, aus Wegen Pisten, aus Pisten Schotter und Waldwege.

Von 470 hm Schrauben wir uns auf 5 Kilometern rauf auf 750 hm.

Mal durch Wald, mal an Feldern vorbei immer höher geht es heute morgen.

Zur Belohnung gibt es immer wieder tolle Aussichten und großartige Natur.

Höhehaltent geht es weiter, dann kurz runter und sofort wieder rauf. 

Jetzt gibt es nur noch eine Richtung. 

Runter! 

Ist Runter eigentlich eine Richtung? 

Egal, es geht runter auf 470 hm zurück und wir erreichen Saint-Jacque-des-Arréts. 

Hier gibt es eine schöne Einkehrmöglichkeit und wir freuen uns auf ein kühles Bier und vielleicht einen kleinen Snack. 

Die Auberge hat zu. 

Gestern offen. 

Morgen offen. 

Heute zu. 

Danke für nichts. 

Müsliriegel und ein Schluck lauwarmes Wasser aus dem Rucksack haben noch keinem geschadet. 


Frisch gestärkt geht es nun wieder rauf. 

Meist auf Asphalt, über kleine Straßen und Wege, aber Schotterpisten und Waldwege sind auch dabei. 

Bei 760 hm erreichen wir den höchsten Punkt dieser Etappe. 

Die Aussicht während des Aufstiegs ist kaum zu beschreiben, aber Sandra singt immer wieder

"Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge... Dunkle Tannen grüne Wiesen im Sonnenschein" 

Das trifft den Nagel aber mal sowas auf den Kopf!! 


Dann geht es wieder runter und wir erreichen die Touristeninfo vom Col-de-Crie mit Lokal, Wasserstelle, Spielplatz und Picknickplätzen.

Öffnungszeiten von 9.30-17.00 Uhr.

Wir haben 17.55 Uhr.

Ja, genau, kein Bier, kein Snack, kein Stempel, nix.


Aber die Klos sind noch auf und ich bediene mich des Stromes und lade Powerbank und Handy auf und das Klo wird natürlich auch genutzt.


Wir bedienen uns an den Vorräten aus dem Rucksacks und essen erstmal.

Den ganzen Tag haben wir diverse Nummern von diversen Unterkünften angerufen, ohne Erfolg.


Also geht es weiter, weiter rauf.

Über einen steinigen Pfad durch oft finsteren Nadelwald geht es auf, oder besser gesagt um den Col-de-Crie.


So gegen 20 Uhr kommen wir an eine Kreuzung im Wald. 

Link geht es weiter und weiter rauf auf den höchsten Berg der Umgebung und auch der gesamten Tour. 

Aber nicht mehr heute Abend.

Wir gehen ein Stück geradeaus, über einen holprigen Fahrweg, finden eine Wiese und schlagen unser Camp auf.

27 Kilometer mit 850 hm im Aufstieg sollten heute reichen.

Wir liegen im Zelt, hören dem Wind und den Vögeln zu und trinken einen Wein.

Viel besser geht es nicht! 

Um acht Uhr ist das Zelt schon wieder gepackt, die Rucksäcke geschultert und wir auf dem Weg.

Allerdings ohne Kaffee und ohne Frühstück.

Dazu war die Nacht frisch (also für mich) und kalt für alle anderen. 

So 9-10 Grad. 

Uns erwartet der Aufstieg auf den Mont St. Ricaud.

1009 hm. 

Aber da wir gestern ja schon ein paar gemeistert haben starten wir quasi im Aklimatisierunscamp auf 620 hm.


Erst auf einer Straße, dann über zunächst schöne Waldwege.

Aus dem schönen Weg wird ein Geröllfeld.

Ein mehr als holpriger, teils schmaler Pfad bringt uns immer höher. 

Felsbrocken von jeder größe liegen hier herum.

Kurz vor dem Gipfel endlich wieder Asphalt. 

Auf dem Gipfel steht noch ein Holzturm, der natürlich auch noch bestiegen wird.

So schauen wir von so 1015 hm auf die Welt. 

Aber ihr wisst ja, wer rauf geht muss auch wieder runter und das runter wird echt fies.

Kurz über eine Asphaltstraße dann wieder über Geröll.

Und der will einfach nicht aufhören.

Sandra knickt zwei mal um und ich stolper auch mehr als ich gehe und das alles ohne Kaffee und Frühstück.

Jetzt ein leckeres Baguette mit Marmeladen oder ein süßes Croissant.


Irgendwann haben wir das Geröll, die Steine, den Kies hinter uns und wandern über kleine Straßen immer weiter runter. 

Dann über eine schöne Wiese wieder rauf und erreichen Propiéres.

Hier soll es ein Bäcker und ein Restaurant geben.

Der Bäcker hat Mittwochs geschlossen( is klar) und das Restaurant hat

AUF!!

ES HAT AUF!!

Wir betreten die Gaststube und sehen nur Menschen.

Es ist Mittagszeit und der französische Arbeiter isst zu Mittag.

Hier gibt es keine Knifften, hier gibt es drei Gänge mit Wein.

Dazu gesellen sich einige Renter

Die Bedienung fragt ob wir reserviert haben!

Ja, klar. Habe vor drei Tagen angerufen und für heute um 12.55Uhr einen Tisch für zwei bestellt.

Nein, wir haben nicht reserviert, antwortete wir wahrheitsgemäß und werden einfach irgendwo zugesetzt.


Wir wollen gerade zwei Bier und ne Kleinigkeit bestellen, die nette junge Frau preist das Tagesmenüe an und wir nicken einfach. 

Zunächst wird eine Flasche offener Wein, eine Karaffe Wasser und ein Korb Brot auf den Tisch gestellt. 

Und dann:

1.Gang

   Brioche mit Wurstfüllung an Salatgarnitur

2.Gang

   Steak vom Charolais mit grünen Bohnen

3.Gang

   Käse Brett mit bestimmt 7 Sorten         regionalem Käse

4.Gang

   Mousse aux chocolate und einen Kaffee


Wir bezahlen pro Person 16€.


Dann geht es weiter, aber nur kurz. 

Sandra's Fuß und vor allem das Essen und der nun folgende Ort macht ein weiterkommen quasi unmöglich. 

An einem kleinen See liegt ein Campingplatz, dazu gesellen sich so 12 kleine und größere Holzhütten.

Drumherum Felder, Wiesen, Hügel und sonst nix.

Auf dem Campingplatz fährt ein Mann seinen Aufzieztrasenmäher spazieren, sieht uns und macht den Motor aus.

Nein, der Campingplatz ist noch nicht offen, erst am 15. Juni aber die Hütten kann man mieten.

Ich könnte den Bürgermeister anrufen und fragen.

OUI, Monsieur

Nach knapp 10 Minuten kommt der Bürgermeistet, schließt eine Hütte auf, verlangt 34€ und ist wieder verschwunden.

Heute gehen wir nirgendwo mehr hin, außer kurz zurück ins Dorf.

Hinter dem tollen Restaurant gibt es sogar noch einen kleinen Supermarkt.

Aber jetzt ist Terrasse angesagt.

Gute Nacht. 

Azole-Mars

Die Nacht im Holzhäuschen war gut und wir machen uns erstmal Kaffee.

Bettzeug gibt es hier wohl nicht, aber wir haben ja unsere Schlafsäcke. 

Als die und der restliche Kram verstaut sind geht es weiter, wohin wissen wir auch schon. 

Seit ein paar Tagen folgen wir Manu und Sie uns auf Komoot. 

Manu ist einen Tag vor uns auf den Pilgerweg und hat uns gestern den Tip gegeben das es in Mars ein nettes, älteres Ehepaar gibt. 

Dort hat sie übernachtet und kann es nur weiterempfehlen. 

Aber jetzt ist es noch recht früh und wir gehen erstmal los. 


Zunächst geht's über kleine Straßen durch den Ort, der direkt hinter dem Campingplatz liegt.

Schon hier gibt es nur eine Richtung, rauf.

Wir sind so auf 460 hm.

Auf den nächsten knapp 8 Kilometer Schrauben wir uns mal steil, mal leicht bergan auf 910 hm.

Das meist durch Wald oder am Rande von Wald. 

Schotterpisten, Waldwege, mal über eine kleine Straße oder kurz über Feldwege. 

Hauptsache Rauf. 

Dafür bekommen wir dann aber auch eine super Aussicht als Belohnung! 


Nun geht es hanghaltend über ein kleines Platau, dann direkt in den nächsten Wald und auch schon wieder runter. 


Quasi das gleiche wie rauf nur runter. 

Allerdings nie steil oder abschüssig, immer schön gemütlich wieder runter. 

Mal kurz höhehaltent oder ein Stück wieder rauf,  durch Tannen und Fichten, mal an einer bunt blühenden Wiese vorbei oder ein Feld. 

Aber der Wald hat klar das sagen hier oben. 

Die Wege sind meist recht breit, ab und zu schlängelt man sich aber auch über schmale Pfade durch üppiges Buschwerk. 

Kein Mensch. 

Kein Ort. 

Nur Gegend. 

Nach so 17 Kilometer erreichen wir Le Cerge.

Ein Mini-Ort auf 740 hm, aber schön ist er.


Inzwischen haben wir auch in Mars angerufen und der ältere Herr am anderen Ende der Leitung meinte Ja, Ja, die Verbindung ist schlecht( und der Fernseher im Hintergrund sehr laut) kommt einfach vorbei. 


Nach Le Cerge geht es nur noch Bergab.

Den Wald haben wir hinter uns gelassen, meist wandern wir durch Wiesen, an Feldern vorbei. 

Hier und da nochmal kurz durch ein kleines Gehölz, 

Oft über Asphalt oder Kiespisten. 

Mal über kleine Straßen oder Feldwege. 


Kleine, selbstgemachte Hinweisschilder so 1,5 Kilometer vor Mars zeigen uns den Weg zum Gite. 

Gite sind Herbergen am Wegesrand die Pilger oder auch "normale" Wanderer aufnehmen.

Oft mit Abendessen und kleinem Frühstück.

Preise sind unterschiedlich.

Wir haben meist so zwischen 30 und 45€ pro Nase gezahlt.

Das Essen war immer selbstgekocht, reichlich und lecker.

Die Gastgeber sitzen mit am Tisch (oder besser gesagt wir sitzen an deren Tisch) und unterhalten sich mit dir.

Ob du französischer kannst oder nicht, es funktioniert immer irgendwie.


So auch diesmal. 

Das Ehepaar war super nett. 

Das Haus hunderte Jahre alt und super gepflegt, genauso wie die Einrichtung. 

Es gab Salat,Brot und Wurst zur Vorspeise. 

Dann Reis mit Pilzen und Hähnchenbrust. 

Dann ne Käseplatte und Kirschen aus dem eigenen Garten. 

Natürlich darf der Wein nicht fehlen. 

Wo kommen wir her

Wo gehen wir hin

Wie schwer sind die Rucksäcke 

Der Weg von hier sieht so und so aus und ihr müsst da und dort lang


Super nette Menschen, hilfsbereit und lieb.

Bis jetzt war das immer so und bis jetzt waren Sie auch immer schon alt und älter.

Ich frage mich wer das mal macht, wenn die es nicht mehr können??!!


Fast 26 km mit ordentlich Höhenmeter und einem leckeren Essen. 

Was will man mehr? 

Gute Nacht. 


Mars-La Bénisson Dieu

Beim Frühstück erklärt uns der Hausherr nochmal genau den Weg und wir bekommen einen schönen, großen Jakobs-Muschel-Stempel in den Pilgerpass. 

Wir verabschieden uns bei den beiden und wandern los. 

Über eine steile kleine Straße in ein grünes Tal und sofort steil wieder rauf erreichen wir den Kern von Mars. 

Kirche, Rathaus, Dorfplatz alles da wo es hin gehört.

Und natürlich die öffentliche Toilette nicht zu vergessen. 

Eigentlich in jedem noch so kleinen Ort wo wir vorbei kommen gibt es Sie. 

Oft alt und nicht direkt einladent, aber funktionstüchtig und benutzbar, oder renoviert und super gepflegt. 


Noch ein kleines Stück über die Zentrale Dorfstraße, dann links runter über einen kleinen Feldweg und wieder rauf auf eine breite Durchgangsstraße. 

Die wird überquert und über eine weitere kleine Straße geht es steil den Berg rauf und das ein ganzes Stück.

Zum Glück ist es heute morgen angenehm frisch und so geht es Schritt für Schritt Meter für Meter rauf.

Eigentlich sind es nur 100 hm auf knapp 2,5 Kilometer, aber heute morgen quälen wir uns echt hier rauf.

Dafür gibt es natürlich eine schöne Aussicht auf ein großes Tal vor unseren Füßen. 

Wald, Felder, Wiesen, kleine Orte und auf der anderen Seite wieder hügelige Berge. 

Da geht es jetzt hinunter.


Schotterpisten, Feldwege, kleine Wege, breite Piste bringen uns runter und ein Stück ins Tal.

Wir erreichen Charlieu.

Zunächst das Randbezirk mit einer großen Tankstelle, breite Straße, in die Jahre gekommenen Häuser.

Vorstadt halt.

Dann über eine schöne, alte Brücke rein in die Altstadt.

Schmucke, tolle, alte Fachwerkhäuser, eine kleine Einkaufsstraße, kleine Geschäfte, ein paar Touristen, dann der Kirchplatz, das alte Rathaus, Restaurant, Touristeninfo.

Wir holen uns einen Stempel, checken die schöne Kirche und gönnen uns ein kaltes Bier und einen warmen Snack.

Man könnte ewig hier sitzen und dem bunten Treiben zuschauen.

Aber dann schlägt die Turmuhr 12.30 alles schließt, selbst die Menschen sind auf einmal fast alle verschwunden.

Zwischen 12 und 14 Uhr, manchmal sogar bis 15 Uhr geht hier auf dem Lande echt nichts mehr.

Naja, so ist das halt im "Süden".


Wir verlassen den schönen Ort. 

Im Boden eingelassene Jakobsmuscheln weisen uns den Weg. 

Der Weg bringt uns direkt auf eine Fahrradtrasse. 

Ihr wisst schon.

Asphalt, gerade aus, kaum Höhenunterschied.

Gestern hat uns Manu noch eine Telefonnummer einer Komunalen Herberge geschickt.

Leider ist ausgebucht und so werden wir wohl wieder Zelten.


Die Trasse führt uns durch eine Landwirtschaftlich geprägte Gegend.

Durch den einen oder anderen Ort, die meist schön sind, aber unseren Rucksack nicht wieder auffüllen.


In Briennon werden wir endlich fündig.

Ein kleiner Laden, mit Blick zum kleinen Hafen an einem kleinen Kanal hat geöffnet.


Noch ein kühles Bierchen im Schatten der Bäume im kleinen Park mit Hafenblick. 

Den Radweg haben wir kurz vor Briennon schon verlassen und jetzt geht es über Feldwege durch die Felder und auch kleinere Anstieg sind wir mit im Spiel. 


Die Felder weichen und machen kleinen Wäldern Platz und nach einer dieser kommen wir nach La-Bénisson-Dieu und hier ändert sich alles, zumindest für heute Nacht.

In einem kleinen Restaurant bestellen wir das Tagesmenü, womit wir uns für die nächsten Kilometer und die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz stärken wollen.


Aber die super nette Bedienung (und Chefin des Ladens) ist so herzlich das wir einfach mal nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen. 

Zelt ist toll, Bett ist toller und die Dusche vor allem. 

Was auf La Gomera auffem Dorf klappt, klappt vielleicht auch in Frankreich auffem Dorf. 

Sie hört sich unsere Frage an, sagt das sie eventuell was wüsste und müsste telefonieren. 

Nach drei Minuten steht sie wieder vor uns und sagt für 65€ könnten wir hier, oben über dem Restaurant schlafen. 

Dusche, Klo, eigenes Zimmer und morgen Frühstück.

Wir sagen Ja.

Aber erstmal wird zu Ende gegessen.

Das Essen ist mal wieder gut.

Schlecht gegessen haben wir in den letzten Wochen echt noch nie.


Dann zeigt Sie uns das Zimmer. 

Sie und Ihr Mann schlafen direkt daneben,alles ist einfach und sauber, die Dusche heiß und auf der kleinen Terrasse im Garten können wir rauchen und sitzen. 

Ich packe die obligatorische Flasche Wein aus und wir setzten uns in den Garten.

Der Mann kommt dazu, raucht auch und das schon seid 52 Jahren beschwert er sich, geht wieder in die Küche und bringt uns kalten Braten, Tomaten-Käse-Spieße, passt gut zum Wein und verschniedet wieder im Haus.

Kaltes Wasser, schon die zweite Karaffe stehen hier natürlich auch für uns auf den Tisch.

Zum Frühstück und dem Rest der Geschichte kommen wir morgen und es wird noch besser.

Gute Nacht

Dieu-St.Hoan Le Chatel

Wir sitzen wieder auf der Terrasse, es ist so 8 Uhr und wir bekommen unser Frühstück serviert.

Ein großer Teller wird uns von der Frau des Hauses serviert.

Etwas Salat, Melone, Erdbeeren, Honig, Baguette, ein gekochtes Ei, Käse, ein frisch gemachter Crêpe.

Kaffee und Orangensaft natürlich auch.

So ein Frühstück gab es die ganzen vier Wochen nicht.

Als fast alles verputzt ist, bekommen wir noch ein Crêpe.

"Ihr wandert viel, ihr müsst viel essen!"

Dazu bekommen wir noch ganz so nebenbei, beim Wäsche aufhängen und servieren die halbe Lebensgeschichte von den beiden zu hören.

Sie ist seid 27 Jahren hier in Frankreich, sie ist Russin, aus Moskau, er kommt aus der Ukraine, die beiden Kinder leben in Lyon, studieren Sport und Politik, Sie war in einer Schokoladenfabrik in Lyon, doch Lyon ist zu groß, laut und gar nicht so Ihres, kochen, hier auf dem Land das ist ihr Ding.

Und das erzählt Sie mit soviel Energie, Herzlichkeit.

Wir werden nicht nur verabschiedet, wir werden gedrückt, geküsst.

In diesem Moment ist das alles so unfassbar groß und unglaublich, weiß nicht wie ich das in Worte packen kann.

Einfach nur toll!!!

 

Wir verlassen die beiden, gehen ein Stück durch das kleine Dorf, überqueren die La Teyssonne und bewegen uns weiter über eine kleine Straße.

Die verlassen wir aber schnell wieder und wandern weiter über einen Feldweg, leicht bergauf und durch Felder. Der kleine Fluss liegt zu unser linken.

Kurze Zeit später queren wir den Fluss erneut, diesmal über eine selbstgebaute Hängebrücke.

Sieht stabil aus, also drüber.

Ist stabil.

Weiter durch Felder und Wiesen, meist über Schotterwege oder kleine Asphaltpisten.

Es geht immer rauf, aber immer nur leicht.

 

Die Sonne lacht, der Himmel ist mal leicht, mal stärker bewölkt, die Landschaft ist (wie eigentlich immer) schön.

Dann wieder Feldwege, ein schöner Bauernhof, eine große Straße wird gequert.

Obwohl es eigentlich immer gleich oder ähnlich ist, ist es doch immer anders.

Die Wolken, der Baum dort vorn, der Weg, der Bauernhof, der Busch, die Wiese, das Feld, der Wind, die Luft.

Dann steht man kurz an einer Kreuzung, man hat sich nicht verlaufen, man guckt einfach, da hält plötzlich ein Auto, die Scheibe wird runter gekurbelt und eine Frau fragt ob Sie helfen kann.

Ja, ich weiß, wären wir eine Minute später hier gewesen oder früher, wäre das Auto nicht hier.

ABER jetzt ist es hier und wir und diese fremde Frau fragt uns ob Sie helfen kann!

Das ist uns echt oft passiert.

Man steht irgendwo rum, in einem Dorf, in einer Stadt und es bleibt jemand stehen, hält an oder ruft über die Straße ob er helfen kann.

Vielleicht liegt es ja an den Rucksäcken, den Wanderstöcken oder der Jakobsmuschel die am Rucksack hängt oder das die Leute hier auf dem Land einfach mehr Zeit haben oder sich die Zeit nehmen um zu Fragen, zu helfen.

Was es auch ist, es ist toll!!!

 

Nach gut 13 Kilometern erreichen wir Saint-Romain-la-Motte und natürlich hat alles zu.

Also setzten wir uns auf den Kirchplatz und schauen mal was wir noch so in den Rucksäcken finden.

Ein Auto hält, eine Frau kommt raus und geht in den Bäckerladen.

Was die kann, kann ich schon lange.

Es war einfach nur kein Licht an, kein Schild draußen.

Ich kaufe zwei Quiche und ein kleines Brot für später.

Wir merken uns: Nur weil etwas zu aussieht, hat es noch lange nicht zu!!

 

Nach der leckeren Stärkung verlassen wir den Ort über die Hauptstraße, an einem kleinen See vorbei, über die Gleise gehüpft ( links 5km frei Sicht auf schnurgerade Schienen, rechts 5 km frei Sicht auf schnurgerade Schienen, wir sparen fast 300 m Weg*gg*), weiter durch die Felder.

Langsam wird der Weg steiler, nur wenig, aber steiler.

Wieder ein kleiner See, schöne Feldwege und stetig Richtung Talkessel.

Die Wolken haben sich jetzt auch ganz verkrümelt und so kann die Sonne gnadenlos auf uns herab scheinen. 

Ist jetzt nicht kochenheiß, aber weit weg von frisch.

Der Feldweg wird zur Teerpiste und dann zur einer kleinen Straße.

Die bringt uns rauf, ja jetzt geht es nochmal richtig rauf nach Saint-Haon-le-Chatel.

 

Telefonisch haben wir hier ein Zimmer in einem Gite bestellt.

Touristenbüro, Andenkenladen und Gite-Vermittlung sind ein und das selbe.

Hier wird erst der Pilgerpass gefordert, abgestempelt und geht es zum Zimmer. 

Das Zimmer, oder besser gesagt das kleine Ein-Raum-Haus ist glaube ich 500 Jahre alt und liegt direkt an der Kirche.

Also direkt heißt in diesem Fall, das eine Wand vom Mini-Haus, an der Kirchenwand endet.

Drin gibt es drei Betten, ein kleines Bad ( Klo ist einmal halb ums Haus rum, im Keller), ein Kühlschrank (mit kaltem Bier, für 1€), Kaffeemaschine, Toaster, E-Kochplatte, Tisch und zwei Stühle.

Auf dem Tisch liegt eine Taschenlampe, wenn man Nachts mal muss.

Kostet 21 € pro Nase.

Das Dorf ist der Hammer.

Es ist nur klein, 8 oder 9 Straßen, aber einer der schönsten Orte der Tour.

Also, wenn man auf enge, verwinkelte Gassen, alte Häuser, Stadtmauern, kleine Türmchen & Erker, Stadttore, noch mehr alte Steine, Kopfsteinpflaster und und und steht.

 

Wir gönnen uns mal wieder ein leckeres und üppiges Abendessen und noch einen kleinen Verdauungsspaziergang.

Die letzten beiden Fotos zeigen "unser" Haus und die Eingangstür.

Gute Nacht.

St.Haon nach Lentigny

Ich mach es schnell, wie wenn man ein Pflaster abreißt.

Wir zählen bis drei.

Eins

Zwei

DIE LETZTE ETAPPE

Drei

 

Und die erst recht kurz, dafür geht es fröhlich rauf und runter.

Immer wieder rauf und runter.

Aber nach 15 Kilometer ist Schluss.

Also nicht so ganz.

Da der erhoffte ( obwohl so wirklich haben wir wohl beide nicht dran geglaubt) Bus nach Roanne nicht fährt, also schon weg ist, also schon seit Stunden, laufen wir halt noch 11 Kilometer bis in die Stadt.

Zum Glück ohne Hügel.

Nochmal kurz zum Bus.

Der fährt einmal am Tag, morgens um 9:30 Uhr nach Roanne und Abends so um 17:30 Uhr wieder zurück.

Zumindest am Sonntag und heute ist Sonntag.

Vor genau vier Wochen sind wir in Turckheim gestartet und heute ist Schluss.

So ganz können wir es gar nicht glauben, aber vier Wochen, 29 Tage waren wir jetzt auf den Jakobsweg.

Wir haben so viel tolles gesehen, wir haben so viel erlebt und vor allem haben wir tolle Menschen getroffen die wir bestimmt nie wieder vergessen werden.

Ohne diese Begegnungen wäre es vielleicht nur halb so schön.

Wildfremde Menschen haben uns ihre Hilfe angeboten, wir haben bei Leuten zu Hause gewohnt, gegessen.

Wir haben in Klöstern übernachtet, im Zelt.

Wir haben lecker, nein, sehr lecker gegessen und die eine oder andere Flasche Wein getrunken.

Wir sind nass geworden und die Sonne hat uns verbrannt.

Stundenlang, oft einen ganzen Tag haben wir niemanden getroffen.

Nur wir und die unglaublich schönen Landschaften.

Keine Ahnung ob es das nächste mal genauso wird, aber ein nächstes mal gibt es bestimmt.

Denn am Ziel, in Compostella sind wir noch lange nicht.

Ich aber keine Ahnung wie ich den Bericht nun schließen los, also gibt es mal ein paar Fakten.

 

28 Etappen

598 km

9.870 Höhenmeter

 

Und da es jetzt ungefähr die Hälfte der Distanz von Witten nach Compostella ist, noch ein paar Zahlen

Von Witten bis Lentigny haben wir 1.582 Kilometer zurückgelegt, das in 64 Etappen, in 260h und mit 36.700hm.

 

Aber eigentlich sind das nur Zahlen, die nicht im gierigsten das Wiederspiegelt was man auf so einer Tour erleben darf.

So, jetzt ist Schluss.

Ich hoffe es hat euch gefallen das hier zu lesen, die Bilder zu schauen und irgendwie mit uns unterwegs gewesen zu sein.